Drama | Deutschland 2017 | 103 Minuten

Regie: Mascha Schilinski

Ein Mann und eine Frau, die ehemals ein Paar waren, reisen mit ihrer siebenjährigen Tochter auf eine griechische Vulkaninsel, wo sie ihr Ferienhaus verkaufen wollen. Als sich die Eltern unvermutet wieder annähern, sieht sich die Tochter um ihre Position betrogen und sabotiert die Wiedervereinigung. Die in ihrer Grundkonstellation nicht uninteressante Geschichte eines Scheidungskinds, das die Exklusivität seiner Zweierbeziehungen nicht aufgeben will, wird durch überdeutliche Symbolismen und psychologisch auserzählte Motive in der Umsetzung erheblich geschmälert. Anleihen beim Psychothriller und eine überzogene Elektro-Pop-Filmmusik sind ebenso wenig förderlich. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Filmakademie Baden-Württemberg
Regie
Mascha Schilinski
Buch
Mascha Schilinski
Kamera
Fabian Gamper
Musik
Annagemina
Schnitt
Svenja Baumgärtner
Darsteller
Helena Zengel (Luca) · Karsten Antonio Mielke (Jimmy) · Artemis Chalkidou (Hannah)
Länge
103 Minuten
Kinostart
17.05.2018
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Psychothriller
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Missingfilms/Indigo (16:9, 2.35:1, DD2.0 dt.)
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In der Grundkonstellation ungewöhnliches Drama mit Anleihen bei Psychothrillern um ein Mädchen, das verhindern will, dass seine geschiedenen Eltern wieder zusammenkommen.

Diskussion
Eine Steilklippe, das tosende Meer, ein pochendes Herz, dicke Kindertränen, ein vulkanisches Bergmassiv, eine Haarklammer, die sich in die zarte Kinderhand bohrt. Mit wenigen, aber wuchtigen Bildern führt die Filmemacherin Mascha Schilinski in die Themen ihres Films „Die Tochter“ ein: Liebe, Macht, Kontrolle und Abhängigkeit. Die Figuren: Vater, Mutter, Tochter. Eine Trennung wird gleich im ersten Satz aus dem Off angekündigt. Der Vater sagt: Du wirst mich nie verlieren. Die Mutter: Wir werden dich immer lieben. Das Kind weint, eine Welt bricht zusammen. Die Exposition ist ein in sich geschlossener Trennungsfilm vor imposanter Kulisse. Alles wird auf den Tisch gelegt. Der eigentliche Film setzt zwei Jahre später ein. Die Kleinfamilie ist nicht mehr existent. Man hat sich in neuen Lebensmodellen eingerichtet, die um zwei qualitativ sehr unterschiedliche Zweierbeziehungen kreisen. Geradezu symbiotisch und komplizenhaft scheinen der Vater Jimmy und die Tochter Luca miteinander verbunden zu sein; distanziert und von leichtem Misstrauen belastet wirkt dagegen das Verhältnis zwischen der Mutter Hannah und ihrer Tochter. Einmal äfft Luca ziemlich bösartig die Formulierung „Ey, Jimmy“ der Mutter nach. Der Zutritt zum Vater-Tochter-Zirkel wird Hannah verwehrt. Die Zurückweisung nagt an ihr. Als die Ex-Partner einen Käufer für ihr Feriendomizil auf der griechischen Insel gefunden haben, reisen sie mit der inzwischen siebenjährigen Luca zum „Trennungsort“, um das Haus zu entrümpeln. Beim gemeinsamen Arbeiten flammen jedoch unvermutet brachliegende Gefühle zwischen dem ehemaligen Paar wieder auf: das parallele Abschleifen von Türen geht fließend in ein erotisches Spiel und schließlich in Sex über. Vater und Mutter sind verknallt, Luca hingegen ist schwer irritiert. Durch die neue Zweisamkeit der Eltern sieht sie sich in ihrer Position bedroht. Sie sabotiert die Familienzusammenführung mit allen und nicht allzu subtilen Mitteln. Die Grundkonstellation von „Die Tochter“ ist durchaus interessant. Es wird einmal nicht erzählt, wie ein Trennungskind sich die Wiedervereinigung der Eltern herbeisehnt. Stattdessen widerspricht der Film diesem so oft als naturgegeben empfundenen Wunsch, indem ein Mädchen ins Zentrum gestellt wird, das nicht bereit ist, die Exklusivität seiner Zweierbeziehung(en) aufzugeben und mit dem anderen Elternteil zu teilen. Die Inszenierung von Mascha Schilinski scheint der Konstellation ihrer eigenen Geschichte aber nicht so richtig zu trauen, weshalb sie die psychologischen Motive der Figuren unentwegt mit Gesten, Blicken und Worten überdeutlich ausformuliert. Lucas manipulative Spiele sind ebenso durchsichtig wie die Symbolismen; oft fehlt es schlichtweg an erzählerischen Ideen. So flüchtet sich der Film immer wieder in unheimliche, traumartige Sequenzen, die wenig nachvollziehbar mit dem Psychothriller kokettieren. Oder es wird der komplett überdosierte Elektro-Pop der Gruppe „Annagemina“ als Erzählmittel in den Dienst genommen.
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