Thriller | Deutschland/Frankreich 2016 | 100 Minuten

Regie: Olaf Kraemer

Fünf Freundinnen verbringen den Sommer gemeinsam in einem südfranzösischen Landhaus, wo ihr Party-Leben durch einen Einbrecher gestört wird. Unter Drogeneinfluss beseitigen sie ihn brachial, doch bleibt es nicht bei dieser einen Bluttat. Psychothriller vor sommerlichem Ambiente, der sich heillos in einem Netz aus extremen Situationen verheddert. Durch Klischees, unmotivierte Gesangseinlagen und platte Dialoge kippt die Stimmung immer wieder ins unfreiwillig Komische. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Frankreich
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Emerge & See Ent./Starhaus Filmprod.
Regie
Olaf Kraemer
Buch
Olaf Kraemer
Kamera
Clemens Baumeister
Musik
Philipp Fabian Kölmel
Schnitt
Daniela Hoelzgen
Darsteller
Julia Dietze (Stephanie) · Odine Johne (Ginette) · Anna König (Marie) · Korinna Krauss (Anna) · Kaya Marie Möller (Nora)
Länge
100 Minuten
Kinostart
04.05.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Thriller
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Heimkino

Verleih DVD
Weltkino (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Überfrachteter Psycho-Thriller vor sommerlicher Kulisse

Diskussion
Der Einfluss von François Ozons „8 Frauen“ (fd 35 480) steckt nicht nur im Titel dieses in werbetaugliche „Landlust“-Bilder getauchten Spielfilmdebüts. Das Setting eines südfranzösischen Landhauses erinnert an Ozons „Swimming Pool“ (fd 36 089). Regisseur Olaf Kraemer, auf dessen Konto unter anderem das Drehbuch zur Uschi-Obermaier-Filmbiografie „Das wilde Leben“ (fd 38 012) geht, macht kein Geheimnis aus seinen Inspirationsquellen. Die fünf deutschen Freundinnen um die Mitte 30, Malerin, Schauspielerin, Juristin, Klinikärztin und Affenforscherin, die er in einer abgelegenen Naturidylle ein Wochenende lang aufeinandertreffen lässt, kennen sich seit Jahrzehnten von einer Bastelgruppe für verhaltensauffällige Einzelkinder. Kaum haben sie ihre jeweiligen Lebenspartner wie jeden Sommer von dem Grundstück verbannt, genießen sie die Sonne faulenzend am Swimmingpool, verunsichern die umherliegenden Wiesen mit ausgelassenen Urschreien und gönnen sich den einen oder anderen heimlichen Seitensprung, der den anderen natürlich nicht verborgen bleibt. Um die so in Schieflage geratene Stimmung zu retten, mischt die Schauspielerin dem Abendessen halluzinogene Pilze bei. Man feiert, versöhnt sich tanzend am gemütlich lodernden Kaminfeuer und schaut sich im Kinoraum einen poetisch-unheimlichen Schwarz-Weiß-Film an, als plötzlich die Hilfeschreie der Malerin, deren Eltern das Landgut gehört, die Gruppe erreichen. Ein Einbrecher hat es ausgerechnet auf diejenige abgesehen, die vor sechs Jahren Zielscheibe einer Vergewaltigung geworden ist und seitdem an Selbstzweifeln und einem Opfertrauma leidet. Unter dem Einfluss der Droge verwandeln sich die Juristin und die Ärztin in rasende Furien, die den Eindringling regelrecht massakrieren. Dass die ihre erotische Ausstrahlung auf Schritt und Tritt auslebende Affenforscherin, die erst am nächsten Tag eintrifft, ihren One-Night-Stand mitbringt, der sich just als Bruder des Einbrechers und Ex-Häftling entpuppt, macht die Beseitigung der Leiche in einem Moor nicht gerade leichter. Damit ist die bereits reichlich konstruierte Handlung aber lange noch nicht ausgeschöpft. Die Malerin fühlt sich von dem muskulösen Franzosen, der ein fehlerfreies Deutsch mit sexy französischem Akzent spricht, magisch angezogen, obwohl sie bisher Männerbekanntschaften aus dem Weg ging. Ob es daran liegt, dass er sie sogleich als „sensible Künstlerin“ identifiziert hat? Sie überlässt ihren Freundinnen die Vertuschung der Bluttat und geht erstaunlich selbstbewusst zum Angriff über, erlebt bei der ersten körperlichen Annäherung dank eines ihr bekannten Tattoos aber eine böse Überraschung. Statt davonzulaufen, stellen sich die Frauen ihren Peinigern, insbesondere das vom Blutrausch infizierte Furien-Duo, das der Regisseur wohl für das feministische Element des diffus ausfransenden Puzzles hält. Gesteuert wird es offensichtlich auch nicht allein durch die Drogen, sondern auch durch eine Überdosis „unweiblich“ kaltblütiger Rationalität, die wahlweise auch in erotisierend lesbische Mordlust umkippt. Das hat man wohl davon, wenn Frauen Jura oder Medizin studieren. So hilflos das Drehbuch sein Netz aus Extremsituationen spinnt und dabei beinahe unfreiwillig komisch in eine Lawine aus Klischees, zur Schau gestellten perfekten Körpern, unmotiviertem Chanson-Geträller und bestürzend dümmlichen Dialogen gerät, so tapfer schlagen sich die Schauspielerinnen, die ihre Figuren mit einem Mindestanteil Glaubwürdigkeit auszustatten versuchen. So fühlt man sich nach der klanglos undramatisch verpuffenden Auflösung erschöpft wie nach einer kalorienreduzierten Psychothriller-Völlerei, die nicht satt macht. Ein Ärgernis mit immerhin optischem Urlaubswellness-Faktor, dafür aber meilenweit von den amoralischen Ozon-Irritationen entfernt.
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