Werner Nekes - Das Leben zwischen den Bildern

Dokumentarfilm | Deutschland 2017 | 91 Minuten

Regie: Ulrike Pfeiffer

Porträt des Filmemachers und Sammlers Werner Nekes (1944-2017), der zu einer prägenden Figur der bundesdeutschen Experimentalfilm-Szene wurde, die sich Ende der 1960er-Jahre um die Hamburger Filmemacher Kooperative konstituierte. Mittels Interviews mit diversen Weggefährten sowie mit Nekes selbst ergeben sich aufschlussreiche Einblicke in das Denken und Schaffen eines Filmenthusiasten mit großer Sachkenntnis, ebenso aber auch mit kindlicher Freude am Spiel mit der Wahrnehmung. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Tag/Traum/Kinescope Film
Regie
Ulrike Pfeiffer
Buch
Ulrike Pfeiffer
Kamera
Bernd Meiners
Musik
André Feldhaus
Schnitt
Kawe Vakil
Länge
91 Minuten
Kinostart
09.11.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Dokumentarfilm | Künstlerporträt
Externe Links
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Schöner Dokumentarfilm über einen Filmenthusiasten

Diskussion
Im Januar 2017 starb mit Werner Nekes einer der Protagonisten des „Anderen Kinos“. In vielen Nachrufen konnte man davon lesen, dass es dem Filmemacher zu Lebzeiten nicht mehr vergönnt war, seiner rund 25.000 Objekte umfassenden Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte des Films mit Kaleidoskopen, Stroboskopen, Vexier- und Rätselbildern, Guckkästen, Serien-Fotografien und Laterna-Magica-Objekten einen festen Ausstellungsort zu sichern. Auch von Nekes’ experimentellen Kurz- und Langfilmen wie „Kelek“, „Diwan“ oder „Uliisses“ (fd 23 998) blieb wenig mehr als „Johnny Flash“ (1986 (fd 26 675)), der Underground-Hit der „Mülheimer Schule“, an dem Nekes’ Schüler Christoph Schlingensief und Helge Schneider prominent mitgewirkt hatten. Insofern gebührt Ulrike Pfeiffers dokumentarischer Hommage schon deshalb Aufmerksamkeit, weil sie Leben und Werk des Filmemachers noch einmal würdigt. Werner Nekes, der von der Bildenden Kunst kam, wurde, angeregt von Eva Hesse, gemeinsam mit seiner Partnerin Dore O. zu einer prägenden Figur der bundesdeutschen Experimentalfilm-Szene, die sich Ende der 1960er-Jahre um die Hamburger Filmemacher Kooperative konstituierte. Pfeiffer hat Weggefährten und Förderer von Nekes vor die Kamera gebeten, den Kameramann Bernd Upnmoor, Helmut Herbst, Klaus Wyborny, Förderer wie Bazon Brock, und zeigt den körperlich schon etwas hinfälligen, aber geistig noch lebhaften Kettenraucher im Gespräch mit Alexander Kluge, den Musikern Anthony Moore und Helge Schneider sowie dem Filmkritiker Daniel Kothenschulte. Nekes erzählt von seinen Erfindungen, die seine filmischen Experimente überhaupt erst ermöglicht haben, stellt Zusammenhänge zu anderen Filmen her und zeigt sich als versierter Theoretiker in Sachen Wahrnehmungsforschung. Durch eine illustrierende Auswahl aus Nekes’ filmischem Werk wird auch deutlich, wie sich hier tatsächlich eine kindliche Freude am Spiel mit der Täuschung und der Wahrnehmung mit konsequenten Erkundungen der nicht-narrativen Möglichkeiten der Montage paarte. Nekes selbst wirkt zurückhaltend und ein wenig versponnen, kann jedoch von einer Sekunde zur nächsten zum blendenden, höchst kompetenten Erzähler werden. Nach dem Film kann man sich sehr gut vorstellen, dass ihm die so unterschiedlichen Temperamente von Schlingensief, Schneider oder Kluge durchaus produktive Resonanzen in seiner Person erzeugten. Es wäre zu begrüßen, wenn Ulrike Pfeiffers neugierig machender Porträtfilm dazu führen würde, dass zumindest einige von Nekes’ Filmen wieder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden.
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