Die Meta-Morphose - Leicht verstimmt ins Rampenlicht

Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 104 Minuten

Regie: Daniel Siebert

Dokumentarfilm über eine ungewöhnliche Musikband, deren Mitglieder mehrheitlich psychisch krank sind. Zwischen den Proben für einen großen Auftritt werden drei von ihnen in ihrem Alltag gezeigt. In Interviews berichten sie über ihre Krankheitsgeschichten, ihre Ängste, über therapeutische und selbsttherapeutische Maßnahmen und ihre Wünsche für die Zukunft. Dabei zeichnet den Film, der aus deren Perspektive erzählt, seine große Nähe zu den Protagonisten aus. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Schnittstelle Film & Media Prod.
Regie
Daniel Siebert
Buch
Tim Karasch · Daniel Siebert
Kamera
Hans-Jürgen Schmitz
Musik
Meta-Band · Dirk "Reverend" Schulzz
Schnitt
Sebastian Zwang · Daniel Siebert
Länge
104 Minuten
Kinostart
24.07.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Diskussion
Als „Flower“-Punk charakterisieren die Mitglieder der „Meta-Band“ ihre eigene Musik, die sich ein wenig nach Neuer Deutscher Welle anhört: nicht ganz so wild und schnell, dafür aber etwas melancholischer. Die Verbindung von Widersprüchlichem passt ganz gut als Anti-Schublade. Denn widersprüchlic und wie in einer Anti-Schublade empfinden sich auch die Protagonisten von „Die Meta-Morphose – Leicht verstimmt ins Rampenlicht“ von Daniel Siebert: Die Musiker der „Meta-Band“ sind bis auf zwei Sozialarbeiter an Gitarre und Bass alle psychisch krank; sie haben sich in einer entsprechenden Einrichtung, dem Meta-Quarck-Haus in Frankfurt, kennengelernt und dort vor mehr als 15 Jahren mit dem gemeinsamen Musizieren begonnen. Den dramaturgischen Rahmen bildet der Auftritt der Band auf dem Rödelheimer Parkfest: eine Performance vor „normalen“ Menschen, wie von den Protagonisten mehrfach betont wird, und nicht, wie sonst, in Kliniken und Einrichtungen für psychisch Kranke. 15 Wochen vor dem Konzert setzt die Erzählung ein, die Nervosität ist da schon spürbar. Werden es alle Mitglieder, trotz etwaiger Krankheitsschübe, trotz Ängste und Klinikaufenthalten schaffen, dabei zu sein? Anders als es die Dramaturgie suggeriert, haben der Regisseur und sein Co-Autor Tim Karasch die Band zwei Jahre lang begleitet. Vier Bandmitglieder werden dabei besonders herausgegriffen: die Frontfrau Rita Keiner, der Schlagzeuger Klaus Veit, der Keyboarder und Komponist Roland Böhlig und am Rande auch Jörg Mades, der die Band verlassen musste, weil er einfach zu hektisch war. Dies deutet den musikalischen Anspruch der Band an: Für alle Beteiligten ist das Musizieren mehr als ein therapeutisches Hobby – gleichwohl aber eine Tätigkeit mit heilsamer, therapeutischer Wirkung. Über die lange Beobachtung kommt Siebert den Protagonisten sehr nahe, die offen über sich erzählen und ihre Krankheitsgeschichten mit Humor rekapitulieren, die oft schon in früher Kindheit begonnen haben. Ergänzt werden die Reisen in die Vergangenheit durch Archivmaterial, alte Fotos oder eine Plattensammlung. Ohne Off-Kommentar und ohne die Sozialarbeiter kommentierend zu Wort kommen zu lassen, folgt der Regisseur der Perspektive der ungewöhnlichen Musiker, die sich im Spannungsfeld von Dazugehören-Wollen und erlebter Andersartigkeit bewegen. Am Ende steht die Feuerprobe auf der Bühne: Lassen sich, auch und gerade, „normale“ Ängste besiegen?
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