Die Piraten - Ein Haufen merkwürdiger Typen

Komödie | Großbritannien/USA 2011 | 88 Minuten

Regie: Peter Lord

Ein Piratenkapitän will mit seiner eher skurrilen als schrecklichen Crew am Wettbewerb "Pirat des Jahres" teilnehmen, obwohl seine bisherige Kaper-Bilanz höchst kläglich ist. Die Piraten begegnen dem Wissenschaftler Charles Darwin, der ihnen offenbart, dass sie mit dem geliebten Dodo des Kapitäns eine prähistorische Rarität an Bord haben, mit der sich in London ein hoher Gewinn erzielen ließe; dieser erweist sich freilich als rein wissenschaftlich-ideeller Natur und liefert sie den Attacken der englischen Königin und ihren makabren "Gelüsten" aus. Turbulenter Animationsspaß mit herrlich schrägen Charakteren und skurrilen Einfällen. Der Film aus der kreativen Knetfigur-Animationsschmiede Aardman nutzt souverän die Verbindung der "hauseigenen" Tradition mit digitaler Animationstechnik für eine stimmungsvolle, detailreiche Reise durch Räume, Kulissen und Personen des 19. Jahrhunderts. - Sehenswert ab 10.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE PIRATES! BAND OF MISFITS (3D)
Produktionsland
Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Aardman Animations/Sony Pic. Animation
Regie
Peter Lord · Jeff Newitt
Buch
Gideon Defoe
Kamera
Frank Passingham
Musik
Theodore Shapiro
Länge
88 Minuten
Kinostart
29.03.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Komödie | Animation | Piratenfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
So richtig interessant ist das alltägliche Piratenleben wohl nur für Außenstehende; vor allem dann, wenn sich, wie beim Piratenkapitän namens Piratenkapitän und seiner Crew, der Alltag allenfalls durch rituelles Schinkenessen adeln lässt. Ohnehin ist die Truppe, mit der der Piratenkapitän die tropischen Gewässer „unsicher“ macht, beruflich nicht sonderlich erfolgreich. Zu den illustren „Charakterköpfen“, die jede noch so vielversprechende Kaperung vergeigen, gehören: der „Pirat mit dem Schal“, der „Pirat mit Gicht“, der „Pirat mit Holzbein ohne Holzbein“, der „Pirat mit den erstaunlich weiblichen Rundungen, die aber unter dem erstaunlich künstlichen Bart nicht weiter auffallen“. Es spricht für den grenzenlosen Optimismus von Piratenkapitän, dass er auch in diesem Jahr die Segel in Richtung „Blood Island“ setzt, um einmal mehr am Wettbewerb „Pirat des Jahres“ teilzunehmen. Auch wenn mit den Erzrivalen Entermesser Liz, Black Bellamy und Holzbein Hastings – wie immer – die haushohen Favoriten um den Titel bereits feststehen. Angesichts des Nullgewinns bei all den gekaperten Invaliden- und Geisterschiffen sieht wieder einmal alles nach einer vernichtenden Niederlage aus – bis das Forschungsschiff von Charles Darwin in die Netze des Piratenkapitäns schippert. Nicht, dass dieser besondere Reichtümer an Bord gehabt hätte, die den Beuteschnitt signifikant beeinflussen würden; doch dafür gereicht vielleicht Darwins Wissen über exotische und seltene Tiere der Piraten-Crew zum Segen. Denn Piratenkapitäns Lieblingspapagei ist gar kein Papagei, sondern ein eigentlich längst als ausgestorben geltender Dodo; und der könnte in London bei der Wissenschaft-Olympiade den hoch dotierten Hauptpreis bringen – und damit auch den Sieg beim „Pirat des Jahres“-Wettbewerb. Einziges Manko: Die Piraten müssten nach London reisen, wo die Piratenhasserin Nummer Eins mit strenger Hand regiert: Queen Victoria. Angesichts der beachtlichen Filmografie von Peter Lord (als Regisseur und Produzent) sowie der großartigen Arbeit, die Aardman Animations im Bereich des Stop-Motion-Films seit „Wallace und Gromit“ und „Shaun das Schaf“ vollbracht hat, konnten die Erwartungen in Bezug auf „Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen“ gar nicht hoch genug sein. Daher ist es eigentlich ein wenig unfair, wenn man jetzt ein Scheitern beklagt, ist das Niveau der Produktion doch in allen erdenklichen Belangen immer noch erstaunlich hoch. Weiterhin machen die skurrilen Charaktere, die sich die Knetgummikünstler einfallen lassen, viel Spaß, auch wenn sich die Pointen, die man mit ihnen vollführt, inzwischen abgeschliffen haben. Egal, ob die Glubschaugen eines Schafs, eines Beagles oder eines Dodos die abstrusen Aktionen ihres Herrchens mit ungläubigem Staunen kommentieren, sie sind nicht neu – aber doch immer wieder komisch. Das Gefühl für Timing geht Peter Lord auch in seinem zweiten abendfüllenden Trickfilm als Regisseur nicht ab, auch wenn die 88 Minuten mitunter doch ein wenig lang erscheinen. Das Drehbuch nach Gideon Defoes Erfolgsgeschichte „The Pirates! In an Adventure with Scientists“ verliert die Karibik (aus dem brillanten Prolog) ein wenig zugunsten der Schauplätze in und um London aus den Augen, gibt aber immer noch genug Stoff für die eine oder andere Lachsalve, die einmal mehr durch die kreativen, vor Fantasie nur so sprühenden Settings befeuert werden. Einmal mehr ist bemerkenswert, wie schnell sich die (immerhin nicht störend oder gar kontraproduktiv wirkenden) 3D-Effekte abnutzen und nach furiosem Beginn keinerlei Mehrwert mehr für die Geschichte darstellen. So fällt „Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen“ alles in allem auf ein gutes durchschnittliches Niveau hinter „Chicken Run – Hennen rennen“ (fd 34 385) zurück. Damit setzt der Film zwar keine bleibenden Akzente, für die berühmten „zwei Stunden Kinospaß“ reicht es aber allemal.
Kommentar verfassen

Kommentieren