Free State of Jones

Drama | USA 2016 | 134 Minuten

Regie: Gary Ross

Die auf realen Ereignissen beruhende Geschichte von Newton Knight und dem "Free State of Jones", einer Region im Staat Mississippi, die sich während des amerikanischen Sezessionskriegs (1861-1865) von den Südstaaten lossagte und unter Führung Knights auf die Seite der Union schlug. Der Film skizziert Knights Entwicklung vom frustrierten Kleinfarmer, der die Kriegspolitik der Südtstaatenregierung und die Slaverei ablehnt, zum Organisator des bewaffneten Widerstands während des Kriegs und des politischen Widerstands gegen die alten Eliten nach dem Krieg. Eingefasst in eine Rahmenhandlung, die etwa 80 Jahre später spielt, zeichnet der Film Knight als amerikanischen Helden, der jenseits des rassistischen Chauvinismus Freiheit und Gerechtigkeit als Anspruch jedes Menschen verteidigt - ein Ideal, das einzulösen die Geschichte schuldig blieb. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
FREE STATE OF JONES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Bluegrass Films/Larger Than Life Prod./Route One Ent./Vendian Ent.
Regie
Gary Ross
Buch
Gary Ross
Kamera
Benoît Delhomme
Musik
Nicholas Britell
Schnitt
Pamela Martin · Juliette Welfling
Darsteller
Matthew McConaughey (Newton Knight) · Gugu Mbatha-Raw (Rachel Knight) · Keri Russell (Serena Knight) · Mahershala Ali (Moses Washington) · Christopher Berry (Jasper Collins)
Länge
134 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Historienfilm | Kriegsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Eurovideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Eurovideo (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Könnte man sich Newton Knight (Matthew McConaughey) auch als Trump-Wähler vorstellen? Der Held, der im Zentrum des auf historischen Ereignissen beruhenden Dramas aus der Zeit des amerikanischen Sezessionskriegs steht, war zumindest im realen Leben auch ein Parteigänger der Republikaner (was im Film nicht vorkommt), und ebenfalls steht er für einen Aufstand im Namen des „kleinen Mannes“ gegen das Establishment, hier gegen die Südstaaten-Regierung.

Diskussion
Könnte man sich Newton Knight (Matthew McConaughey) auch als Trump-Wähler vorstellen? Der Held, der im Zentrum des auf historischen Ereignissen beruhenden Dramas aus der Zeit des amerikanischen Sezessionskriegs steht, war zumindest im realen Leben auch ein Parteigänger der Republikaner (was im Film nicht vorkommt), und ebenfalls steht er für einen Aufstand im Namen des „kleinen Mannes“ gegen das Establishment, hier gegen die Südstaaten-Regierung, die die Bevölkerung zwischen 1861 und 1865 in den Sezessionskrieg gegen die Nordstaaten schickt. Nach dem Tod seines Neffen in den Schützengräben hat der Kleinfarmer Knight genug. Er sieht keinen Sinn darin, weiter in diesem Krieg zu kämpfen, der für etwas gefochten wird, an das er nicht glaubt: für die Trennung des Südens von der Union und das Recht der reichen Plantagenbesitzer auf Sklaven. Newton desertiert, bringt den Leichnam seines Neffen zu seiner Schwester, damit diese ihn bestatten kann, und kehrt auf seine Farm zurück. Alles, was Newton will, ist, als freier Mann in Ruhe sein Land bestellen. Was ihm und seinen Nachbarn von den Steuereintreibern und den Häschern, die nach Deserteuren suchen, nicht leicht gemacht wird. Was Newton im Vergleich zu den „Trumpisten“ fehlt, sind der Chauvinismus, die nationalistische Geltungssucht und die dumpfe Verachtung für alles, was nicht weiß, männlich und amerikanisch ist, denen der neue US-Präsident in seinem Wahlkampf das Wort geredet hat. Newton steht für das Ideal von Freiheit und Gleichheit, das mit dem Anspruch daherkommt, für alle Menschen zu gelten – in Newtons Fall vor allem auch für die versklavten Schwarzen. Mit denen solidarisiert er sich ebenso wie mit den anderen Kleinbauern, organisiert den bewaffneten Widerstand, bei dem auch Frauen zur Waffe greifen, und gemeinsam gründen sie schließlich den „Free State of Jones“, eine Enklave in Mississippi, die sich während des Kriegs auf die Seite der Union schlägt. Über die reale Gestalt des Newton Knight ist nicht allzu viel dokumentiert, Drehbuchautor und Regisseur Gary Ross musste sich also notgedrungen einige Freiheiten nehmen. Zusammen mit dem gewohnt intensiven Hauptdarsteller Matthew McConaughey gestaltet er den Protagonisten als unprätentiösen Helden wider Willen, der in einer Zeit, in der in einem brutalen Bürgerkrieg zentrale Weichen der US-Geschichte gestellt werden, von einem unbeugsamen Gerechtigkeitsgefühl geleitet wird. Zeitlich spannt der Film einen relativ weiten Bogen. Er konzentriert sich nicht nur auf die verwegene, ein wenig Robin-Hood-mäßige Fabel der Gründung des „Free State of Jones“, sondern beleuchtet ausführlich auch die Jahre nach dem Krieg. Die Südstaaten sind zwar besiegt, und überall herrscht (theoretisch) das Gesetz der Vereinigten Staaten, doch in Mississippi ziehen trotzdem die alten Eliten an den Strippen, zur Not gewaltsam mit Hilfe des Ku-Klux-Klans. Eine neue Kriegsfront für Newton, der auf Seiten der ehemaligen Sklaven für deren Recht auf Freiheit und politische Partizipation eintritt (und in zweiter Ehe mit einer ehemaligen Sklavin verheiratet war). Zudem spannt die Rahmenhandlung einen Bogen in die (wenig glorreiche) Zukunft, in der sich gut 80 Jahre später ein Urenkel von Knight und seiner zweiten Frau vor Gericht verteidigen muss, weil er eine Weiße geheiratet hat, was gegen die rassistischen Gesetze des Staates Mississippi ist. Obwohl die Inszenierung der Hauptfigur viel Respekt entgegenbringt, ist der Film keine „strahlende“ Heldengeschichte. Farbdramaturgie und Lichtstimmung dämpfen die Atmosphäre von Anfang an; und die absurde Gerichtsverhandlung der Rahmenerzählung setzt einen bitteren Akzent, weil sie in Erinnerung hält, wie hartnäckig Mechanismen der Unterdrückung über die Zeit von Newton Knight hinausragen. Das Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit erschöpft sich eben nicht in einigen gewonnenen Schlachten; es ist vielmehr eine Lebenshaltung und vor allem harte, zähe (Überzeugungs-)Arbeit, die immer wieder aufs Neue geleistet werden muss.
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