High Performance - Mandarinen lügen nicht

Komödie | Österreich 2014 | 104 Minuten

Regie: Johanna Moder

Ein idealistischer Mann träumt von einer Karriere als Schauspieler einer Off-Bühne, während sein aalglatter Bruder als Software-Manager viel Geld verdient. Die beiden können sich nicht ausstehen, doch geraten die Verhältnisse in Bewegung, als der eine eine Mitarbeiterin des Bruders coachen soll und der andere den Vorteil des Kultursponsorings erkennt. Noch kompliziertes wird es, als sich beide in die Mitarbeiterin verlieben. Eine mustergültig durchgearbeitete Komödie über Korruption und Korrumpierbarkeit. Dabei skizziert der durchtriebene, bis in kleinste Nebenrolle glänzend besetzte Film die unterschiedlichen Milieus mit sanfter Subversion und nutzt jede Täuschung, um das Geschehen zu dynamisieren. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
HIGH PERFORMANCE - MANDARINEN LÜGEN NICHT
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Freibeuter Film
Regie
Johanna Moder
Buch
Johanna Moder
Kamera
Robert Oberrainer
Musik
Florian Horvath
Schnitt
Karin Hammer
Darsteller
Marcel Mohab (Daniel) · Manuel Rubey (Rudi) · Katharina Pizzera (Nora) · Jaschka Lämmert (Barbara) · Helmut Berger (Vater)
Länge
104 Minuten
Kinostart
07.05.2015
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Thimfilm & W-film/Lighthouse (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Zwei Brüder geraten über Kreuz. Komödie

Diskussion
Daniel ist Anfang 30, weiß nicht so recht, ob er gerade eine Freundin hat, und arbeitet auf dem Großmarkt, um sich den Traum von der Schauspielerei zu finanzieren. Er ist Mitglied einer unabhängigen Theatertruppe, die ihrerseits davon träumt, in der Off-Theaterszene aufzusteigen, selbst, wenn man dort im Foyer auftreten muss. Wenn Daniel seiner Familie begegnet, liegt eine gewisse Spannung wechselseitiger Verachtung in der Luft. Sein Bruder Rudi, ein smarter, aalglatter Manager, ist mit seinem Software-Unternehmen ein internationaler Player, stolzer Besitzer eines Architektenhauses und einer Kleinfamilie mit zwei entzückenden Töchtern. Der Vater der beiden Brüder, ein solider mittelständiger Unternehmer, findet Daniel für seine kreativen Flausen auch etwas zu alt, hilft ihm aber mitunter mit Geld oder handwerklichem Geschick aus. In Johanna Moders durchtriebener und bis in die kleinste Nebenrolle glänzend besetzter Komödie liegen zwar die Lebenswelten unterschiedlicher Milieus dicht nebeneinander, sind aber trotzdem streng segregiert. Wenn Daniel nach getaner Arbeit morgens ins Bett fällt, kann es passieren, dass er dank des Trommel-Workshops der Hippie-Kommune nebenan nicht in den Schlaf findet. Auf Diskussionen lassen sich die stets aufreizend freundlichen Nachbarn zwar liebend gerne ein, aber zu Kompromissen sind sie nicht bereit. Kein Wunder, dass Daniel sie in etwa so herablassend behandelt, wie er von der Welt seines Bruders behandelt wird. Zu Familienfeiern wird er mit seinem studentischen Outfit nicht eingelassen; er muss durch die Hintertür schleichen, und wird für einem vom Catering gehalten. Im Gegenzug lässt Daniel dafür eine Flasche Champagner mitgehen. Eines Tages bittet Rudi seinen Bruder, die besonders begabte Mitarbeiterin Nora für einen Auftritt zu coachen und nebenher vielleicht ein wenig auszuspionieren. Daniel lässt sich wegen seiner Geldprobleme darauf ein, vermutet er doch, dass Rudi eine Affäre plant. Plötzlich ist man wieder 15 und muss fragen, was Nora denn bitteschön vom Rudi so hält. Nora hält Rudi für ein Arschloch, findet dafür aber den etwas konfusen Schauspieler und sein Lebenskünstler-Milieu sehr interessant, weil sie eine Chance sieht, ohne Maske zu agieren. Ohne zu ahnen, worauf er sich einlässt, versucht Daniel, seine und Rudis Interessen zu vermitteln. Zumal Rudi plötzlich das Kultursponsoring für sich entdeckt und seinerseits auch gerne mal mit Schauspielern in der Trattoria hockt. Jede Maske, jede Unaufrichtigkeit, jedes Nicht-Durchschauen der unterschiedlichen Milieus und seiner Gesetze dynamisiert fortan das komödiantische Geschehen. Daniel bezahlt sein Lavieren zwischen Familie und Verliebtheit mit heftigen Gewissensbissen, muss jedoch gleichzeitig erleben, dass selbst die versponnenen Hippies wissen, weshalb Nora von vielen Seiten umworben wird. Weil sie eine international renommierte Entwicklerin ist und keine Nachwuchskraft, als die Rudi sie eingeführt hat. Daniel lebt dagegen in seiner ganz eigenen „Larifari-Welt“, und ahnt nicht einmal, mit welch harten Bandagen in Rudis Welt gekämpft wird. Moder skizziert die unterschiedlichen Milieus mit sanfter Subversion, zeigt, wie verlockend es für alle ist, auch mal Geld mit seinen Fähigkeiten zu verdienen, und wie schwierig es ist, seine moralische Integrität unter den herrschenden Verhältnissen zu bewahren. Daniel, der Selbstgerechte, findet sich in einer Intrige mit internationalen Dimensionen wieder, der mit radikaler Aufklärung nur noch bedingt zu begegnen ist. Und die Politik? Als Daniel nachts einmal bei Rot über eine menschenleere Kreuzung geht, schaltet ein Polizeiauto kurz die Sirene an. Darin besteht die Funktion der Exekutive im Zeichen des globalisierten Kapitalismus: auch eine Maskerade. Ein treffendes Bild in einer mustergültig gearbeiteten Komödie über Korruptheit und Korrumpierbarkeit. Aus Österreich, na klar!
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