Hope for All - Unsere Nahrung, unsere Hoffnung

Dokumentarfilm | Österreich 2016 | 105 Minuten

Regie: Nina Messinger

Dokumentarfilm über die Folgen des exzessiven Fleischverbrauchs für Menschen, Tiere und die Natur. In Interviews und teils drastischen Bildern legt er die Konsequenzen der industriellen Fleischproduktion offen und unterfüttert dies mit Fakten und Grafiken. Der mit enormem Fleiß, Wissen und legitimer Leidenschaft recherchierte Film macht dabei aus seiner missionarischen Absicht kein Hehl, beschädigt sich aber selbst durch seine allzu naive Herangehensweise und die plakativ-einseitige Darstellung. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
HOPE FOR ALL
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
FME Media
Regie
Nina Messinger
Buch
Nina Messinger
Kamera
Andreas Zeiner · Anna L. · Herwig Niederer
Schnitt
Sandy Kook
Länge
105 Minuten
Kinostart
12.05.2016
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Tiberius (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Tiberius (16:9, 1.85:1, dts-HDMA dt.)
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Missionarischer Dokfilm über die Folgen des exzessiven Fleischverbrauchs

Diskussion
Dieser Film bietet Informationen und Botschaften, wie sie wichtiger nicht sein könnten. Er ist dabei aber so naiv und plump gestaltet, dass es ein wahrer Jammer ist. Die plakative Herangehensweise wohnt bereits den ersten Bildern inne: Kitschig inszenierte Aufnahmen einer idyllischen Einheit von Mensch-Tier-Natur in grellbunter Werbeclip-Ästhetik, gegen die grau-schwarze, hässlich flackernde dokumentarische Bilder von Notarzt-Einsätzen, überdüngten Feldern und aus Mastanlagen geschnitten werden. Die Autorin und Regisseurin Nina Messinger hat eine Mission. Daraus macht der Film keinen Moment einen Hehl. Messinger möchte die Menschheit zur pflanzlichen Lebensweise bekehren. Überzeugende Argumente dafür gibt es in fast jeglicher Hinsicht. Eine fleischlose, besser noch: Tierprodukt-freie Ernährung käme nicht nur den in der Massentierhaltung geschundenen Tieren zugute, sondern auch dem Klima, den durch Tierfutter-Monokulturen und all ihren damit verbundenen Kollateralschäden strapazierten Ländern des Südens, den Nitrat-belasteten Böden und dem Grundwasser hierzulande, und, last but not least, unserer Gesundheit. Auch wenn es sich der Film insbesondere beim letzten Punkt etwas zu einfach macht: Dass es der Menschheit zumindest nicht zum gesundheitlichen Nachteil gereicht, wenn sie in Maßen Fleisch konsumiert, verschweigt „Hope for all“ ebenso wie die Tatsache, dass vegane Ernährung für Schwangere und Kinder nur unter klaren Auflagen angezeigt ist. Seine einseitige Verkürzung hätte „Hope for all“ gar nicht nötig. Schließlich ist die Last der Argumente auf der Contra-Fleisch-Seite erdrückend genug, wie alle die Interviews mit Ernährungswissenschaftlern, Ärzten, Umwelt- und Tierrechtsaktivisten, ehemaligen Schlachthofmitarbeitern, Veterinären, Verhaltensforschern und Bauern nahelegen, die mit zahlreichen Grafiken und vielen Fakten unterfüttert sind. Unter den Gesprächspartnern finden sich Koryphäen wie die indische Aktivistin Vandana Shiva, der Ernährungsforscher T. Colin Campbell oder die Primaten-Forscherin Jane Goodall. Allerdings taucht auch eine höchst fragwürdige Figur wie der Mediziner Rüdiger Dahlke auf, der überdies nichts Wesentliches beizusteuern hat. Dieser Fehltritt ist einigermaßen symptomatisch für einen Film, der mit großem Fleiß, viel Wissen und fraglos legitimer Leidenschaft recherchiert ist, sich aber mit naiven Fehlentscheidungen selbst immer wieder ein Bein stellt: Angefangen bei den knallbunten Bildern lächelnder veganer Vorzeigefamilien, die beim Picknick auf der grünen Wiese auf Hochglanz poliertes Obst und Gemüse essen – Aufnahmen, die heute allerhöchstens noch in der Rama-Werbung oder als Satire durchgehen. Weiter geht es mit dem unglücklichen Ins-Bild-Setzen mancher Gesprächspartner (ehemalige Krebspatienten beim Blümchenpflücken), die absurde Dinge sagen („Gott hat mich zur pflanzlichen Ernährung geführt“), bis hin zum unfreiwillig komischen Schnitt einer (als Negativbeispiel gemeinten) eingesperrten Muttersau auf den (als Positivbeispiel gemeinten) Biofleisch-Unternehmer Karl Schweisfurth: Wie unlängst unter großem Medienecho herauskam, setzte ja sogar dieser Vorzeigebauer noch bis vor wenigen Monaten selbst solche für die Tiere quälenden Kastenstände ein. Dabei sind die vielen bedrückenden Fakten und dokumentarischen Bilder für sich genommen dramatisch genug: Aufnahmen unvorstellbarer Zustände in Mastanlagen und Schlachthöfen, erschreckende Zahlen über die massive Verabreichung von Antibiotika oder Bilder riesiger Regenwald-Gebiete, die gerodet wurden, um Anbauflächen fürs Tierfutter zu gewinnen. All dies hätte, sachlich-nüchtern präsentiert, eine Wucht und (Überzeugungs-)Kraft, der man sich kaum entziehen könnte. Mit ihren albernen Missionierungsversuchen aber macht es die Inszenierung ihren Kritikern allzuleicht. Schlimmer noch: Sie liefert auch all jenen eine Steilvorlage, die die negativen Begleiterscheinungen des Fleischkonsums am liebsten als Hysterie einiger „Gutmenschen“ beiseite schieben wollen. „Hope for all“ erweist seinem wichtigen Anliegen einen Bärendienst.
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