Madame Mallory und der Duft von Curry

Komödie | USA 2014 | 122 Minuten

Regie: Lasse Hallström

Ein junger indischer Koch und sein Vater fliehen aus politischen Gründen nach Frankreich, wo sie in einer Kleinstadt ein Lokal eröffnen. Das passt der Chefin eines benachbarten Sterne-Restaurants nicht in den Kram. Bald entbrennt ein "Kampf der Küchen", bis amouröse Verwicklungen die Grenzen zwischen Fast und Slow Food, indischer Küche und Haute Cuisine ins Wanken bringen. Eine märchenhafte Komödie mit Star-Besetzung, die auf den Spuren des Erfolgsfilms „Chocolat“ (2000) ein Hohelied auf Tradition und Provinz singt und fremdenfeindlichen Ressentiments mit den Mitteln der Kulinarik begegnen will. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE HUNDRED-FOOT JOURNEY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Amblin Ent./DreamWorks Studios/Harpo Films/Imagenation/Participant Media/Reliance Ent.
Regie
Lasse Hallström
Buch
Steven Knight
Kamera
Linus Sandgren
Musik
A.R. Rahman
Schnitt
Andrew Mondshein
Darsteller
Helen Mirren (Madame Mallory) · Om Puri (Papa) · Manish Dayal (Hassan Kadam) · Charlotte Le Bon (Marguerite) · Farzana Dua Elahe (Mahira Kadam)
Länge
122 Minuten
Kinostart
21.08.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch „kulinarisches Kino“. Und zwar in jener Gestalt, die sich gar nicht fürs Kochen interessiert, sondern sich lieber gleich dem fertigen Produkt als visuellem „Food Porn“ widmet. Und trotzdem so tut, als ob. Doch um nicht vorzugreifen, da der Film sich auch eine längere Rückblende gönnt, zurück in jene Zeiten also, als der junge Hassan von seiner schönen Mutter in Mumbai in die Geheimnisse der Gewürze und ihrer Mischungen eingeweiht wurde und dabei ein Naturtalent zu erkennen gab. „Kochen ist Erinnerung“, lautet der Kammerton dieses Films. Jede Prise Garam Marsala ist ein postumes Gespräch mit der Mutter, die jung und sinnlos sterben musste, weil sich Ressentiments und Ranküne gegen Restaurants richteten. Als das erfolgreiche Lokal der Familie zerstört wird, fliehen die Überlebenden nach Europa. Papa, ein selbstbewusstes Schlitzohr, will es weiter in der Gastronomie versuchen. In der beschaulichen südfranzösischen Provinz macht der Kleinbus der Inder schlapp. Wohl nicht ohne Grund, denkt der Papa, nimmt es als Wink des Schicksals und findet prompt ein leerstehendes Gebäude, das sich für ein Restaurant ideal eignen würde. Dummerweise liegt auf der Straßenseite gegenüber bereits das Sterne-Restaurant „Le Saule Pleureur“, das von der strengen Madame Mallory mit großer Arroganz und gediegenem Traditionsbewusstsein geführt wird. Madame, die bei indischer Küche nur an Fast Food denken kann, fürchtet nicht etwa die Konkurrenz, sondern vielmehr die Abwertung der Location durch die neuen Nachbarn. Es entbrennt ein stark komödiantisch gezeichneter Kulturkampf, bei dem jedes Mittel recht ist, um der Konkurrenz zu schaden. Schnell jedoch mischt sich ein romantisches Element in den „Clash“ zwischen Fast und Slow Food, zwischen indischer Küche und Haute Cuisine: Hassan verliebt sich in Marguerite, die extrem hübsche, ehrgeizige Sous-Chefin von Madame Mallory. Zudem ändert der Film unversehens seinen Tonfall, als der Widerstand gegen das indische Restaurant handgreiflich wird. Madame Mallory höchstpersönlich greift zu Bürste und Seifenlauge, um rassistische Parolen von der Fassade zu waschen. Erst jetzt, nach der großen Versöhnung, wird klar, worauf die Geschichte eigentlich hinaus will, denn nun kann sich Hassan endlich ohne jede kulturelle Barriere und familiäre Rücksichtnahme „integrieren“: seine Fusion-Küche, die die französische Tradition mit etwas indischem Flair aufpeppt, macht zunächst Karriere und wird dann in Paris im Gewand der modischen Molekularküche entfremdet. Lasse Hallström nutzt diese Literaturverfilmung leichthin zur Wiederauflage seines „Chocolat“-Erfolges (fd 34 751), indem er souverän ein weiteres Mal Äpfel mit Birnen vergleicht und ein Hohelied auf Tradition und Provinz singt. Gegen fremdenfeindliche Ressentiments und handfeste Gewalt bietet die Kulinarik dem Begnadeten ein Asyl, sofern dieser sich den Verlockungen einer forciert-dekadenten Moderne zu entziehen versteht. So ergibt sich das etwas merkwürdige Bild, dass ein Film, der märchenhaft von Toleranz und Identitätsfindung im Milieu der Sterne-Gastronomie erzählen will, dies nur im Rückgriff auf die üblichen Zutaten aus dem Bereich des Convenience-Kinos zu leisten vermag. Man kann das – auch in der höchst dekorativen Verpackung als starbesetzte Komödie – ziemlich reaktionär finden.
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