Komödie | USA 2017- | 482 (zehn Episoden) Minuten

Regie: Steve Conrad

Ein Geheimagent beginnt, seine Erlebnisse als Singer-Songwriter zu verarbeiten und zur Gitarre in Clubs und auf der Straße zum Besten zu geben. Stoff genug liefert ihm ein neuer Auftrag, bei dem es um politische Manipulationen im Iran geht und bei dem so ziemlich alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Die Agentenserie rollt ihr absurdes Szenario lakonisch auf und präsentiert einen Anti-Helden, der aller Profikiller-Qualitäten zum Trotz zunehmend die Kontrolle verliert und ein Ventil für seine Gewissenskonflikte braucht. Im Gewirr des Taktierens, Intrigierens und Tötens wird der Humor zunehemend schwärzer, zudem kommt eine unterschwellige Tragik ins Spiel. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
PATRIOT
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017-
Produktionsfirma
Amazon Studios/Picrow/Reunion Pic.
Regie
Steve Conrad · Ted Griffin · Tucker Gates · Michael Trim · James Whitaker
Buch
Steve Conrad · Bruce Terris · Jill E. Blotevogel · Zak Schwartz
Kamera
James Whitaker · Nicole Hirsch Whitaker
Musik
Steve Conrad · Alex Wurman
Schnitt
Gary Roach · Chris McCaleb · Sharidan Sotelo · Tammis Chandler
Darsteller
Michael Dorman (John Tavner) · Terry O'Quinn (Tom Tavner) · Kurtwood Smith (Leslie Claret) · Michael Chernus (Edward Tavner) · Kathleen Munroe (Alice Tavner)
Länge
482 (zehn Episoden) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0 (3,6,7)
ab 12 (1-2,4-5,8-10)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Spionagefilm | Thriller

Ein ungünstigeres Hobby hätte sich John kaum zulegen können: Wenn er als Folksänger auf der Straße oder in kleinen Bars in die Saiten seiner Gitarre greift und dazu selbstgeschriebene Songs vorträgt, geben die Texte ziemlich ungefiltert das wieder, was John in seiner Profession als Geheimagent erlebt – politische Machenschaften, verdeckte Aktionen, Tötungen etc. Was die Berufsbezeichnung natürlich ad absurdum führt.

Diskussion
Ein ungünstigeres Hobby hätte sich John kaum zulegen können: Wenn er als Folksänger auf der Straße oder in kleinen Bars in die Saiten seiner Gitarre greift und dazu selbstgeschriebene Songs vorträgt, geben die Texte ziemlich ungefiltert das wieder, was John in seiner Profession als Geheimagent erlebt – politische Machenschaften, verdeckte Aktionen, Tötungen etc. Was die Berufsbezeichnung natürlich ad absurdum führt. Aber John kann nicht anders: Irgendwo müssen sie ja hin, die Gewissenskonflikte und die posttraumatischen Belastungen, die sein Job mit sich bringt und die sich auch durch reichlich Haschisch nicht betäuben lassen. Denn noch viel absurder als Johns künstlerische Abwege ist das politische Schattengeschäft selbst, das Showrunner Steve Conrad in seiner lakonischen Agenten-Groteske »Patriot« ins Visier nimmt. Für John ist es ein »Family Business«: Sein Vater ist ein hochrangiger Geheimdienst-Offizier, sein Bruder Kongressabgeordneter. Als ihn sein Dad losschickt, um mit einem Koffer voller Bestechungsgeld Dinge in die Wege zu leiten, mit denen die Wahlen im Iran manipuliert und das dortige Atomprogramm gestoppt werden sollen, macht er sich auf den Weg, obwohl er viel lieber seine Ruhe und Zeit für seine Frau hätte. Der Auftrag erweist sich als äußerst verzwickt, da sich John aus Gründen der Tarnung als Mitarbeiter in eine Firma für Rohrleitungen einschmuggeln muss, was ohne Ingenieurs-Fachwissen einige Probleme mit sich bringt. Und so geht schief, was nur schiefgehen kann; John schafft es gar nicht erst bis in den Iran, sondern verwickelt sich schon in Europa in zum Teil auch blutige Komplikationen. Neben einem übereifrigen Kollegen aus der Firma, der von seiner Agententätigkeit Wind bekommen hat und auch gerne James Bond spielen würde, ist ihm bald auch eine hartnäckige Polizistin auf den Fersen. Reichlich Stoff für neue Songs. Die erste Staffel der Serie, die aus zehn 40- bis 60-minütigen Episoden besteht, lebt von aberwitzigen Wendungen, absurdem Humor und wohldosierter Action, vor allem aber von einem schrägen Ensemble. Angeführt wird es von Michael Dorman, der es als John glänzend schafft, die beiden Seiten seiner Figur, den brutalen Profi und den sensiblen Sänger, unter einen neurotischen Hut zu bringen. »Patriot« nimmt dabei das politische Sujet und insbesondere die moralischen Dilemmata der Hauptfigur ernster, als es amüsant-überdrehte Genreparodien à la »Austin Powers« oder »OSS 117« tun. Je tiefer sich John ins Gewirr des Taktierens, Intrigierens und Tötens verstrickt, umso schwärzer wird der Humor und umso mehr unterschwellige Tragik und Melancholie kommen ins Spiel. Dieser singende »Patriot« ist ein Ausbund an Ratlosigkeit – ohne politische Überzeugung, ohne moralisches Rückgrat, ohne die Potenz, wirklich ins chaotische Weltgeschehen einzugreifen; selbst seine entlarvenden, an Landesverrat grenzenden Folksongs verpuffen wirkungslos, weil niemand sie ernst nimmt.
Kommentar verfassen

Kommentieren