Liebesfilm | Türkei 2015 | 122 Minuten

Regie: Abdullah Oğuz

Ein junger Mann in Istanbul soll nach dem testamentarischen Willen seines schwerreichen Großvaters ein Jahr lang in dessen abgelegenem Heimatdorf verbringen und dort auf einer öffentlichen Schule einen Abschluss machen, wenn er sein Erbe antreten will. Dabei wandelt sich der arrogante Jetsetter in der Begegnung mit seiner schwerkranken Jugendliebe zum verantwortungsbewussten Jüngling. Der souverän das ganze Gefühlsarsenal des Melodrams ausspielende Film meidet keine dramaturgische Zuspitzung, balanciert aber durch parallele Erzählstränge den Kitsch geschickt mit einer differenziert gezeichneten sozialen Wirklichkeit aus. (O.m.d.U.) - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
SENDEN BANA KALAN
Produktionsland
Türkei
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
ANS Prod.
Regie
Abdullah Oğuz
Buch
Levent Kazak
Kamera
Veli Kuzlu
Musik
Yıldıray Gürgen
Schnitt
Emrullah Hekim · Yusuf Ziya Kaya
Darsteller
Neslihan Atagül (Elif) · Ekin Koç (Özgür) · Zeynep Kankonde (Saliha) · Sabri Özmener (Müdür Nihat) · Doğa Konakoğlu (Tosun)
Länge
122 Minuten
Kinostart
09.05.2015
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Türkisches Melo um einen reichen Schnösel, der in der Begegenung mit seiner todkranken Jugendfreundin (Neslihan Atagül) zum veranwortungsbewußten Mann heranreift. Herzschmerz mit sozialem Touch. Regie: Abdullah Oğuz

Diskussion
Eine moderne Variante der „Saulus-Paulus“-Geschichte: Özgür Aican, ein superreicher Istanbuler Schnösel mit riesiger Facebook-Fangemeinde, wird von den Testamentsvollstreckern seines Großvaters in ein abgelegenes Dorf beordert, um dort seine verdrängte Kindheit zu entdecken. Dies geschieht vor allem mit Hilfe der schönen, aber schwerkranken Elif. Eine höchst melodramatische Romanze mit sozialem Gewissen. Özgür verbringt sein junges Leben zwischen Hotels, teuren Nachtbars und oberflächlichen Affären. Der junge Mann lebt von dem Geld, das sein Großvater mit einem Firmenimperium erwirtschaftet hat. An seinem 18. Geburtstag eröffnet ihm der Firmenanwalt jedoch, dass er ein Jahr lang in einem abgelegenen Dorf leben muss, wenn er das Erbe des Großvaters antreten will: mit 1200 Lira (etwa 400 Euro) im Monat, ohne Kreditkarte, W-Lan oder den käuflichen Bestnoten der Privatschule. Özgür soll also im Dorf, das in dem wunderschönen Ort Adatepe am Fusse eines Gebirgszuges in der Provinz Ҫannakale gefilmt wurde, vom verwöhnten Lackaffen zum verantwortungsbewussten jungen Mann heranreifen. Dort wird er wegen seiner städtischen Arroganz allerding nur mit verhaltener Freundlichkeit empfangen; überdies geht sein Plan, durch eine Schlägerei alsbald wieder von der Schule zu fliegen, angesichts der die Dialogbereitschaft der Mitschüler nicht auf. Im Dorf trifft er aber auch auf die gleichaltrige Elif, gespielt von dem weiblichen Shooting Star Neslihan Atagül, die sich Özgur fast aufdringlich nähert. Auf den Rundgängen durch das Dorf entdeckt er Spuren seiner Kindheit: Hier ist er nach einem Autounfall seiner Eltern im Waisenhaus aufgewachsen, bevor sein Großvater ihn zu sich nahm. Elif war ihm beste Freundin und erste Liebe. Beim Abschied gab er ihr das Versprechen, sie in zehn Tagen wiederzusehen. Zehn Tage, aus denen dann zehn Jahre wurden. Dennoch wird Özgür in Elifs Anwesenheit schnell zum normalen Menschen und freut sich über „die erste Person, die für mich kocht, obwohl sie nicht bei mir angestellt ist“. Doch Elif, die immer öfter von Ohnmachtsanfällen heimgesucht wird, leidet unter einer tödlichen Herzschwäche, weshalb aus der Romanze schnell eine Tragödie wird. Die zehnte Regiearbeit von Abdullah Oğuz spielt souverän das Gefühlsarsenal des Melodrams aus, wird aber durch die parallelen Erzählstränge über das Stadt-Land-Verhältnis, die Arm-Reich-Gegensätze, Waisenkinder und Bodenspekulation erkennbar an der sozialen Realität ausbalanciert. Damit tut der dramatische Gefühlskitsch etwas weniger weh und rührt auch distanzierte Zuschauer angesichts eines Protagonisten, der, gerade vom arroganten Jetsetter zum Menschen geworden, seinen sterbende Freundin in den Armen hält. Eine solide Inszenierung für Kinogänger mit Herz für romantische Tragödien mit sozialem Touch.
Kommentar verfassen

Kommentieren