Dokumentarfilm | Frankreich/Deutschland 2015 | 96 Minuten

Regie: Jacques Perrin

Mit Ende der jüngsten europäischen Eiszeit vor 15.000 Jahren hielten die Jahreszeiten auf der Erde Einzug, was zu einer explosionsartigen Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt führte. Die aus der Perspektive der Tiere erzählte Naturfilmdokumentation zeichnet die Entwicklung in geraffter Form bis in die Gegenwart nach und wartet mit spektakulär fotografierten, souverän montierten Sequenzen auf. Erst als die Menschen erscheinen, verliert sich die Inszenierung zunehmend in Allgemeinplätzen und mahnenden Plädoyers. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
LES SAISONS
Produktionsland
Frankreich/Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
France 2 Cinéma/Galatée Films/Pandora Filmprod./Pathé
Regie
Jacques Perrin · Jacques Cluzaud
Buch
Jacques Perrin · Jacques Cluzaud · Stéphane Durand
Kamera
Stéphane Aupetit · Michel Benjamin · Jérôme Bouvier · Laurent Charbonnier · Philippe Garguil
Musik
Bruno Coulais
Schnitt
Vincent Schmitt
Länge
96 Minuten
Kinostart
10.03.2016
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 2.35:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt über 15.000 Jahre als Dokumentation von Jacques Perrin und Jacques Cluzaud

Diskussion
Wenn Naturfilme mit dem Gütesiegel Jacques Perrin und Jacques Cluzaud aufwarten, darf man sich auf spektakulär ins Bild gesetzte Dokumentarfilme freuen. Schließlich zeichneten die beiden Franzosen für technisch brillante Produktionen wie „Unsere Ozeane“ (fd 39 725) oder „Nomaden der Lüfte“ (fd 35 329) verantwortlich. Für ihren neuen Film bewegen sie sich ausschließlich auf dem Land und beschränken sich überdies auf Flora und (vor allem) Fauna des europäischen Kontinents. Erstmals begnügt sich das Duo nicht damit, die Natur in ihrem Status quo einzufangen; vielmehr zeichnet „Unsere Wildnis“ deren Entwicklung von der Eiszeit bis in die Gegenwart nach. Womit der Film keine lupenreine Dokumentation mehr ist. Da Mammuts, Säbelzahnkatzen und Wollnashörner längst nicht mehr unter uns weilen, müssen eingangs frostige Hochebenen im Norden Norwegens und ein paar Bisons in verschneiten polnischen Wäldern als Repräsentanten der Eiszeit herhalten. Doch mit deren Ende vor rund 12.000 Jahren ging es mit der Natur rasant bergauf. Es bildeten sich jene Jahreszeiten aus, die bis heute Pflanzen und Tieren den Lebensrhythmus vorgeben – weshalb der Film im Original schlicht „Les Saisons“ heißt. Die Entwicklung der Arten geht zwar etwas gerafft vor sich, was zugleich aber die Möglichkeit eröffnet, schon bald mit einer großen Artenvielfalt aufwarten zu können. Von Wölfen über Bären, Luchse, Wildpferde, Hirsche und Wildschweine bis zu Seeadlern und Kleintieren aller Art sind alle erdenklichen Kreaturen dabei, die noch immer (oder inzwischen wieder) in europäischen Breiten heimisch sind. Wie diese Tiere in Szene gesetzt werden, ist bisweilen wahrlich atemberaubend. Wenn eine Herde Wildpferde durch die Camargue rast oder ein Wolfsrudel im dichten Unterholz eine Wildschwein-Rotte verfolgt, entwickelt das mit Hilfe von Drohnen-Kameras und High-Speed-Schienen eine beeindruckende Rasanz. Wobei manche der Verfolgungen nur mittels des Schnitts zu scheinbar echten Hetzjagden verdichtet wurden. Überhaupt hat Cutter Vincent Schmitt hier ganze Arbeit geleistet. Schließlich zeichnet er auch für das quasi dialogische Prinzip verantwortlich, nach dem hier regelmäßig Tiere das Treiben von anderen mit Neugier oder Entrüstung mimisch zu kommentieren scheinen. Auch hinsichtlich der Wechsel von Groß- und Kleintieren, beschaulichen und rasanten Momenten lebt der Film von souveränem (Unterhaltungs-)Handwerk. Dann aber, nach etwa einer Stunde, schlägt erstmals ein Mensch seine Axt in einen Baumstamm, und es geht es nicht nur mit der Natur, sondern auch mit dem Film bergab. Den unrühmlichen Gipfel des Eindringens der Zivilisation in die Wildnis bildet eine Sequenz, in der eine Drossel einem Soldaten im Ersten Weltkrieg im Schützengraben Gesellschaft leistet, bis eine Granate explodiert und deren Pulverdampf in den Pestizid-Sprühnebel auf einer heutigen Obstplantage übergeht. Dass der spärliche Off-Kommentar (in der deutschen Fassung von Sebastian Koch gesprochen) gegen Ende einen zunehmend mahnend-pädagogischen Tonfall annimmt, trübt den Gesamteindruck ebenfalls.
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