Westworld (2016)

4K UHD. | USA 2016 | 597 (zehn Folgen) Minuten

Regie: Jonathan Nolan

In einem Themen-Vergnügungspark dienen Androiden als menschenähnliche "Spielfiguren", an denen die menschlichen Besucher ihre diversen Fantasien reuelos ausleben können, bis die künstlichen Wesen gegen ihr Schicksal rebellieren. Serien-Adaption des dystopischen Themas, das Michael Crichton in den 1970er-Jahren im gleichnamigen Roman und Film bearbeitete. Die durchweg spannende, vielschichtige Neuverfilmung greift aktuelle Problematiken rund um die "Bewusstseinsbildung" künstlicher Intelligenz auf, vor allem aber reflektiert sie in ihrer raffinierten Dramaturgie hintersinnig die Bedingungen seriellen Erzählens. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WESTWORLD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Bad Robot/Jerry Weintraub Prod./Kilter Films/Warner Bros. Television
Regie
Jonathan Nolan · Richard J. Lewis · Neil Marshall · Vincenzo Natali · Jonny Campbell
Buch
Jonathan Nolan · Lisa Joy · Daniel T. Thomsen · Ed Brubaker · Halley Gross
Kamera
Paul Cameron · Brendan Galvin · Robert McLachlan · David Franco · Jeffrey Jur
Musik
Ramin Djawadi
Schnitt
Stephen Semel · Mark Yoshikawa · Andrew Seklir · Tanya Swerling · Marc Jozefowicz
Darsteller
Evan Rachel Wood (Dolores Abernathy) · Thandie Newton (Maeve Millay) · Jeffrey Wright (Bernard Lowe) · James Marsden (Teddy Flood) · Ed Harris (Mann in Schwarz)
Länge
597 (zehn Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (1)
ab 16 (2-10)
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
4K UHD. | Drama | Science-Fiction | Thriller | Western
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die umfangreichen Extras umfassen u.a. die Featurettes "Die Entstehung der Titelsequenz" (14 Min.) und "Die Entstehung der Geschichte" (28 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.)
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Neuadaptionen bereits bekannter Geschichten sind immer dann relevant, wenn sie eine Interpretation wagen, die sich aus historischen Weiterentwicklungen speist. Im Science-Fiction-Genre ist dies besonders reizvoll, weil die Technologien, die früher als Basis einer utopischen Erzählung dienten, in der Gegenwart vielleicht anders wahrgenommen werden. Michael Crichtons Roman und der auf ihm fußende Film »Westworld« erzählten 1973 von einem Vergnügungspark, in dem Androiden in einer derart perfekten Western-Welt figurieren, dass sie die nahezu gleichzeitig entstandene Simulationstheorie Jean Baudrillards zu visualisieren schienen.

Diskussion
Neuadaptionen bereits bekannter Geschichten sind immer dann relevant, wenn sie eine Interpretation wagen, die sich aus historischen Weiterentwicklungen speist. Im Science-Fiction-Genre ist dies besonders reizvoll, weil die Technologien, die früher als Basis einer utopischen Erzählung dienten, in der Gegenwart vielleicht anders wahrgenommen werden. Michael Crichtons Roman und der auf ihm fußende Film »Westworld« erzählten 1973 von einem Vergnügungspark, in dem Androiden in einer derart perfekten Western-Welt figurieren, dass sie die nahezu gleichzeitig entstandene Simulationstheorie Jean Baudrillards zu visualisieren schienen. Seine Zukunftsvision kombinierte Crichton geschickt mit dem historischen Genre des Westerns, dessen damals im Kino gerade erfolgende Dekonstruktion sich in »Westworld« in der Destruktion des Western-Vergnügungsparks zu spiegeln scheint, als die darin agierenden Androiden außer Kontrolle geraten. In der neuen HBO-Serie »Westworld« laufen die Roboter nun nicht nur durch einen Systemfehler Amok. Vielmehr geht es darum, dass die Androiden Menschen nicht nur täuschend ähnlich sehen, sondern sich zunehmend ihres Daseins bewusst werden; die Serie kreist damit also um Fragen nach dem (Selbst-)Bewusstsein von künstlicher Intelligenz. Einige Humanoiden beginnen, sich an Erlebnisse früherer Einsätze in dem Vergnügungspark zu erinnern, die in ihren Programmcodes im Zuge permanenter Updates zwar überschrieben, aber nicht gänzlich gelöscht worden sind. Erzählstränge, die von den »Hosts« genannten Humanoiden handeln, werden nach und nach mit Erzählsträngen verwoben, die ihre menschlichen Schöpfer betreffen. Das Innovative an der von Jonathan Nolan und Lisa Joy kreierten Neuinterpretation ist, dass hier der Vergnügungspark selbst zu einer hyperrealistischen »Storyworld« aus zahlreichen Handlungssträngen wird. So finden sich Elemente anderer Serien (vor allem aus »Lost«), wenn etwa der von Ed Harris gespielte Gast nach einem Labyrinth sucht, das eine ebenso tiefe Wahrheit über Westworld symbolisiert wie in »Lost« all die Zeichen, die von den Opfern des Flugzeugabsturzes auf der Insel gefunden werden. Der Vergnügungspark ist wie die Insel in »Lost« ein Ort, der zeichenhaft extrem aufgeladen ist und auf die Welt und die »condition humaine« verweist. Wiederholung und Variation werden dabei als wesentliche Erzählkomponenten eingesetzt, um effektiv die Störungen im System erlebbar zu machen. Szenengestaltung, Montage, das exzellente Schauspiel und die suggestive Musik von Ramin Djawadi reproduzieren kontinuierlich die Dramaturgie des Parks, die die Erlebniswelt der Androiden als Attraktionen des Parks wahrnehmen lässt, gleichzeitig aber auch die Perspektive der Gäste vor Augen führt, die das als neu wahrnehmen, was eigentlich permanent wiederholt wird. Nicht umsonst geht es in der »Westworld« darum, dass immer wieder neue Erzählstränge für den simulierten Wilden Westen entwickelt werden, womit die HBO-Serie auch das eigene Handwerk des seriellen Erzählens reflektiert. Die Serie »Westworld« ist, wie einst das Original, ein gelungenes Science-Fiction-Drama über die menschliche Hybris, Gott spielen zu wollen. Sie ist zudem aber auch die erste explizite fiktionale Reflexion der Formen neueren seriellen Erzählens.
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