Der Sommer 1983 ist lang und heiß in der Lombardei. In der jahrhundertealten Villa saugen die Wandteppiche und edlen Möbel die Sonnenstrahlen auf. Das Licht treibt die Bewohner nach draußen. Dort geht jeder seine eigenen Wege, abgesehen von den Mahlzeiten und an gelegentlichen Regentagen. An einem solchen Tag erweist sich der enge Zusammenhalt der Familie Perlman. Auf dem Sofa finden sie sich zum gemeinsamem Zeitvertreib zusammen, der sich aus dem Übersetzerberuf der Mutter ergibt. Man liest einen Ausschnitt aus den Heptameron-Erzählungen von Margarete von Navarra über die unglückliche Liebe eines Ritters, der mit der Frage ringt, was wohl besser ist: zu reden – oder zu sterben, ohne sich offenbart zu haben?
Die Wahl der Geschichte aus dem 16. Jahrhundert ist zufällig, doch sie bringt das Dilemma des 17-jährigen Elio auf den Punkt: Sein Sommer wird von ebensolchen Gedanken bestimmt, von unbekannten, auch unbegreiflichen Gefühlen an der Schwelle zum Erwachsenwerden.
„Call Me by Your Name“ ist zuallererst ein außergewöhnliches Jugendlichen-Porträt. Elios Figur ist frei von den stereotypen Zuschreibungen, die das US-amerikanische Kino wieder und wieder produziert