Im Wettbewerb am Lido sorgt das Genrekino für Aufsehen: Luca Guadagnino
polarisierte mit seiner Version des Horrorklassikers „Suspiria“ und Jacques
Audiard demonstrierte mit „The Sisters Brothers“ die Vitalität des
Western-Genres. Mike Leigh und der ungarische Regisseur László Nemes arbeiten
sich an historischen Umbrüchen ab.
Dass etwas so Banales wie eine Zahnbürste zum Signum der Zivilisation und
zu einer Art Geheimcode eines gesellschaftlichen Ideals werden kann, hätte man
sich nicht träumen lassen. In Jacques Audiards Western „The Sisters Brothers“
gibt es eine Szene, in der John C. Reilly und Jake Gyllenhaal als Cowboys
morgens vor dem Zelt beim Zähneputzen aufeinandertreffen und sich
verschwörerisch zunicken. Für Reillys Charakter war das neuartige
Körperhygiene-Ritual zuvor als Zeichen einer Sehnsucht eingeführt worden, den
„Wilden Westen“ hinter sich zu lassen.
„The Sisters Brothers“
von Jacques Audiard: Raum für Utopie
Wobei mit „Wilder Westen“ mehr eine Lebensart als ein Ort gemeint ist: eine
rechtsfreie Zone für harte Männer, in dem das Gesetz des Stärkeren regiert.
Zwar gehört der von