Wenn Afrika in diesen Tagen öffentliche Beachtung findet, dann meist mit
einem funktionalen Unterton. Wie lässt sich verhindern, dass sich Menschen auf
den Weg nach Europa machen? Welcher Despot kann sie aufhalten, wenn sie es
trotzdem tun? Was auf diesem Kontinent wirklich passiert, welche Konflikte ihn
beuteln, darüber erfährt man jenseits von Überschriften und vereinzelten
Reportagen wenig. Der seit den Neunzigern schwelende Bürgerkrieg im Kongo
erfuhr entsprechend wenig Aufmerksamkeit. Auch Madeleine Gavins Dokumentarfilm
„City of Joy“ wird bei Netflix keinen Abruf-Rekord brechen. Er führt in den
Osten des einstigen Zaire, das seit dem Sturz Mobutu Sese Sekos 1997 Demokratische
Republik Kongo heißt – aber weder demokratisch ist noch über staatliche Strukturen
verfügt, um die Bevölkerung vor Gewalt zu schützen.
Die von der lokalen Aktivistin Christine Schuler-Deschryver, Tochter
einer Kongolesin und eines Belgiers, ins Leben gerufene „City of Joy“ ist
wirklich eine kleine Stadt – inmitten der ostkongolesis