Für die einen ist es
angeblich nur noch ein „Vogelschiss der Geschichte“, für andere eine schwere
Last, die ihnen niemand von den Schultern nehmen kann. In dem Film „Nachlass“
(Kinostart: 27. September) spüren Christoph Hübner und Gabriele Voss den späten
Folgen der NS-Verbrechen nach. Auf Opfer- wie auf Täterseite.
Am 5. Juli diesen Jahres starb
mit Claude Lanzmann der wichtigste Chronist der Shoah. Viele der Zeitzeugen,
Täter wie Opfer, die in seinen Filmen ihre Erinnerungen preisgegeben haben,
sind bereits vor ihm verstorben. 73 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
leben nur noch wenige, die am eigenen Leib die Gräuel erlebt haben. Die letzten
Prozesse gegen KZ-Wärter liefen gegen 90-Jährige im Rollstuhl. Bald wird dieses
dunkle Kapitel des 20. Jahrhunderts geschlossen sein. Die wachsende
Fremdenfeindlichkeit und die steigenden Zahlen antisemitischer Übergriffe in
Deutschland zeigen, wer das als die echte Befreiung vom Nationalsozialismus empfindet
und wohin das führt.
Schon im Historikerstreit 1986
gab es Versuche, durch Relativierungen und Vergleiche das singuläre Geschehen
der Vernichtung des europäischen Judentums kleinzureden. Der Historiker Martin
Broszat hat damals angemerkt, dass das relative Schweigen der Nachkriegszeit,
das Auf-sich-beruhen-lassen vieler Verbrechen nicht etwa als Beweis dafür gewertet
werden könne, dass die „Entnazifizierung“ erfolgreich gewesen sei. Karl Jaspers
und Hannah Arendt sprachen schon direkt nach Ende des Krieges von einer
Ich habe noch kein Benutzerkonto
Ich habe bereits ein Benutzerkonto