Biblische
Frauenfiguren wurden in der Kunst- wie in der Filmgeschichte häufig in
gegensätzliche Extreme gepresst: keusche Jungfrau oder Hure, beschützende
Mutter oder Femme fatale. Auch die Gestalt der Maria Magdalena hat die Fantasie
der Künstler zu äußerst unterschiedlichen Werken angeregt. Fast immer glaubten
sie, sich zwischen zwei Eigenschaften entscheiden zu müssen: entweder sinnlich-verführerische
oder in sich gekehrte, reuig nachdenkliche, melancholische Figur. Auch der
Betrachter scheint dazu aufgefordert, sie als renitente Sünderin zu verdammen
oder ihr einen gleichberechtigten Platz unter den Aposteln einzuräumen.
Zwei
paradigmatische Werke dieser zweiten Traditionslinie stammen von Caravaggio und
Georges de la Tour. Der Film von Garth Davis wirkt in der Ausgestaltung der
Rolle von Maria Magdalena bisweilen