Der am 23. April 1919 geborene Böhme Curt Linda kam auf Umwegen zum Zeichentrickfilm, wurde dann aber einer der deutschen Pioniere dieser Kunstform. In den 1960er-Jahren positionierte er sich gegen den Zeichentrick à la Walt Disney und konnte mit dem Film „Die Konferenz der Tiere“ seine Vorstellungen einer stilisierten Animation umsetzen. Auch seine weiteren Kino- und Fernseharbeiten bezeugten seine eigensinnige künstlerische Handschrift. Eine Würdigung zum 100. Geburtstag.
Curt Linda machte erst sehr spät mit der Animation Bekanntschaft; dann aber widmete er sich ihr über viele Jahre fast exklusiv. Er war ein Kind des Films und der Schauspielerei und kam kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Budweis zur Welt, wo sein Vater, der Schauspieler Josef Linda, seit 1909 ein Kinematographentheater betrieb, das erste in Südböhmen, das Linda später als Teil der Wohnung beschrieb. Schon sein Großonkel war mit „bewegten Bildern“ über die Jahrmärkte getingelt. Linda studierte in Berlin Physik und Theaterwissenschaften, brach das Studium vorzeitig ab, entwickelte im Zweiten Weltkrieg Suchgeräte für die Armee. Nach dem Krieg ging er nach München, nahm Schauspielunterricht und trat in kleineren Rollen im Residenztheater auf.
Nichts deutete in dieser Zeit auf eine Affinität zum gezeichneten Film hin. Nur zufällig fällt Curt Lindas Geburtsjahr mit den Anfängen des deutschen Zeichentrickfilms zusammen: Sein Geburtstag ist der 23. April 1919. Im selben Jahr stellte Hans Fischer aus Kösen, der sich Fischerkoesen nannte, den ersten längeren deutschen Zeichentrickfilm her, der leider verschollen ist: „Das Loch im Westen“. Beide werden in diesem Jahr 100 Jahre alt: der gezeichnete deutsche Film und Linda, der Außenseiter, der ihn nach dem Krieg weg von der Werbung holte, um ihm einen eigenständigen Platz im bundesdeutschen Kino zu verschaffen.
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In
München fand Linda bald eine Beschäftigung als Autor und Regisseur in der Synchronabteilung
der Bavaria. Für den Produzenten Johannes Häussler schrieb er das Manuskript
zur Stummfilm-Kompilation „Flimmerparade“. 1958 war er in einer kleinen Rolle im „Arzt von Stalingrad“ zu sehen,
den Ilse Kubaschewski für ihren Gloria-Verleih produzierte. 1960 war er
Regieassistent und Darsteller in einem jugoslawischen Spielfilm, der während
der deutschen Besatzung spielte: „
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