„Die siebente Saite“ (1991), das
subtile Barockmusik(er)-Drama des Franzosen Alain Corneau, erzählt von einem Aussteiger: Der Musiker Sainte-Colombe
hat der höfischen Welt des Scheins den Rücken gekehrt, lehnt selbst die
Anfragen des Sonnenkönigs ab und legt auch keinen Wert auf Schüler. Seine Tage
verbringt er eingeschlossen in der Trauer um seine früh verstorbene Frau, deren
Erscheinung er mit seiner Musik noch immer heraufbeschwören kann, und in der
strengen Sorge für seine Töchter. Sainte-Colombe kann aufbrausend und
handgreiflich werden, doch noch stärker prägen sich die Momente der
Verlorenheit und des kaum zu ertragenden Schmerzes ein, die Corneau diesem
historischen Charakter gönnt: Augenblicke, in denen Sainte-Colombe in eine zärtliche
Zwiesprache mit seiner toten Frau gerät, ohne seine Gefühle in Worte fassen zu
können, und in denen der Schauspieler Jean-Pierre Marielle mit seinen dunklen Augen in eine unendliche Ferne und zugleich
tief in sich hineinzuschauen scheint, als würde Sainte-Colombe die Trennung von
der Verstorbenen mit jeder Sekunde mehr zerreißen.