Der Brite Ken Loach setzt mit dem bewegenden Drama „Sorry We Missed You“ den Ton in Cannes. Doch auch die Zombies lassen sich nicht klein kriegen, sondern tauchen an überraschenden Stellen in wechselnden Gestalten immer wieder auf. Ein Zwischenbericht von der Côte d’Azur.
Ken Loach setzt den Ton in Cannes. Dabei hatte der 82-jährige Brite das Filmemachen eigentlich schon an Nagel gehängt. Doch sein Zorn über die wachsenden Ungerechtigkeiten brach sich schon in „Ich, Daniel Blake“ (Goldene Palme 2016) und jetzt erneut in „Sorry We Missed You“ Bahn.
Beide Filme zehren von einer großen erzählerischen Souveränität und der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Paul Laverty. Doch wo Loach in früheren Jahren oft klassenkämpferisch wirkte oder sich auch politisch links außen positionierte, überrascht „Sorry We Missed You“ durch eine meisterliche Balance, die den wachsenden Druck, der auf einer vierköpfigen Familie lastet, elegant mit einer hellsichtigen Analyse der „Gig“-Ökonomie verbindet. Gigs meint einzelne Aufträge für selbstständige Kleinunternehmer, was Freiheit und wachsende Einnahmen verspricht, häufig aber in Elend und Armut endet.