Auf der Zielgerade des
Cannes-Festivals gibt es keine Favoriten, aber eine Reihe von Kandidaten für
die Palmen. Vorhersagen über die Preise der Jury unter Vorsitz von Alejandro González Iñárritu
sind deshalb schwer; in den Kritikerlisten führt immer noch Pedro Almodóvar mit
„Leid und Herrlichkeit“ vor Céline Sciamma mit „Portrait of a Lady on Fire“;
neu hinzugekommen ist Bong Joon-Ho mit der Gesellschaftsfarce „Parasite“.
Ohne Quentin Tarantino wäre das 72.
Filmfest in Cannes recht unspektakulär geworden; so viel lässt sich vor den
letzten beiden Festivaltagen schon festhalten, auch dass „Once Upon a Time in Hollywood“ und die anschließende Pressekonferenz
den Kreis der Tarantino-Jünger kaum erweitert haben. Im Nachgang zu dem
einzigen echten Festival-Hype herrscht neben der Ernüchterung über den Film auch
eine gewisse Verstimmung, weil der US-Regisseur auf inhaltliche Fragen zu den
Tate-Morden recht einsilbig Auskunft erteilte und nur bei cinephilen
Erläuterungen aufblühte.