Eine schreiende Frau und ihr obszön aufgerissener
Mund bestimmen das Bild. Von oben bestrahlt ein Martini-Werbeschild die
Dachterrasse, auf der nicht mehr ganz junge Menschen in Designer-Fummeln außer
sich vor Begeisterung die Arme hochreißen. Es wird geknutscht, getatscht und
getratscht. Botox und Drogen liegen in der Luft der nächtlichen Ekstase, in die
sich immer wieder die Handkamera zwängt und dieses Hohelied des Hedonismus
einfängt, selbst wie berauscht. Oberflächlich, vulgär, aber auch herrlich
entrückt wirkt die über den Dächern Roms feiernde High Society, aus der sich
ein Einzelner löst und sich in Zeitlupe eine Zigarette anzündet. Die Kamera
fährt auf ihn zu und wird ihn von nun an nicht mehr verlassen: Jeb Gambardella,
Journalist und König des Mondänen, wie er sich selbst bezeichnet. Kameramann
Luca Bigazzi platziert ihn, wie fast immer in Paolo Sorrentinos „La grande bellezza“ (2013), in
der Mitte des Bildes. Dort, wo man alle Aufmerksamkeit abbekommt, und wo es
doch so einsam werden kann.