Die Frau kommt aus der Dunkelheit, und
sie kommt nach drei Jahrzehnten sozusagen drei Tage zu spät: Ihr Mann ist vor kurzem
gestorben und liegt bereits unter der Erde, als sie in Lissabon ankommt. Dabei
hat ihrer beider Geschichte auf den Kapverdischen Inseln hoffnungsvoll
angefangen. Man hat blutjung geheiratet, baute an der gemeinsamen Zukunft, bis
Joaquin auf und davon zog. Nach Lissabon, wo er Geld für ein besseres Leben zu
verdienen hoffte. Er schrieb ihr, versprach ein Flugticket zu schicken, kehrte
zweimal in die Heimat zurück. "Vitalina Varela", die im richtigen Leben so heißt
wie ihre Figur im Film und diesem auch den Titel gab, wartete, hoffte, träumte.
Jahrelang, auch als keine Briefe mehr kamen. Man erfährt das im Film von Pedro Costa fast beiläufig: So
wie die Menschen, die aus dem Dunkeln der Bilder auftauchen, wird auch ihr
Schicksal nur kurz beleuchtet und versinkt wieder im Dämmerdunkel der Bilder.
Im Dunkel dieses Filmes auch, der die Leinwand zu geschätzt achtzig Prozent
fast schwarz lässt, um die Gesichter, Körper, Gegenstände oder Teile davon,
perfekt angeleuchtet, umso plastischer erscheinen zu lassen.