Der Musikstil des Gospels
entstand unmittelbar aus den Leiden der schwarzen Sklaven in den USA heraus und
ist bis heute fester Bestandteil vieler afroamerikanischer Gottesdienste.
Rekonstruierte Dokumentarfilme wie „Aretha Franklin: Amazing Grace“ (ab 28.11.
im Kino) zeugen davon, wie sehr die Performance der Sänger*innen und
Musiker*innen von ekstatischen Ausbrüchen und aktiver Teilnahme des Publikums
lebt, und beziehen daraus auch filmische eine enorme Kraft.
Lange schon sitzt keiner
mehr. Alle springen, drehen sich, stehen Schulter an Schulter, manche knien
enthusiastisch mit Blick zum Himmel und singen aus ihren Seelen. Die Tränen
stehen den Sängerinnen vor dem Altar in den Augen, sie müssen schwer schlucken,
brechen ab und verlassen die Bühne. Der Raum fängt ihr emotionales Schweigen
auf und trägt es aus der Kirche hinein in eine hoffnungslose Welt der
Unterdrückung. Ein mögliches Idealbild einer Gospelerfahrung. Vom Gefühl
davonfliegen zu können, spricht Willie Mae Ford Smith (meist kurz: Mother
Smith), eine der großen Gospelsängerinnen des vergangenen Jahrhunderts im lange
übersehenen Direct-Cinema-Glanzstück