In der Zeit zwischen 1961 und 1966 befreite Jochen
Mückenberger (11.8.1926 – 14.3.2020)
das DEFA-Studio als Direktor aus den Klammern der SED und bereitete einer
anderen Filmpolitik den Boden, die mehr auf Autonomie und künstlerische Wagnisse
setzte. Nach dem „Kahlschlag“ wurde er gefeuert; später leitete er die
Staatlichen Schlösser und Gärten von Sanssouci.
Zweimal in seinem Leben wurde Jochen Mückenberger zum
Direktor berufen. Zum ersten Mal, zwischen November 1961 und Februar 1966,
leitete er das DEFA-Studio für Spielfilme in Babelsberg, das einzige
Spielfilmstudio der DDR. Zwischen 1967 und 1990 arbeitete er dann als
Generaldirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten in Potsdam-Sanssouci. Dass
nach 1990 vor allem über seine vergleichsweise kurze DEFA-Zeit reflektiert
wurde und er als einer der bedeutendsten Wegbereiter des DDR-Kinos in die
Geschichte einging, hängt nicht zuletzt mit dem plötzlichen Ende dieser für ihn
„schönsten Zeit meines Lebens“ zusammen: Nach dem 11. Plenum des
Zentralkomitees der SED, dem berüchtigten „Kahlschlag-Plenum“ im Dezember 1965,
dem fast die ganze Jahresproduktion der DEFA zum Opfer fiel, wurde Mückenberger
fristlos entlassen. Die Verzweiflung, die ihn damals überkam, wurde zwar im
Nachhinein, mit 23 Jahren Verspätung, gemildert, als die Verbotsfilme von
1965/66 nach der Wende doch noch in die Kinos gelangten. Aber das plötzliche
Ende seiner Filmlaufbahn blieb für ihn eine schmerzliche Wunde.
Als er zum DEFA-Direktor berufen wurde, war Mückenberger
35 Jahre alt. Sein Vater, ein Chemnitzer Bäcker, stand der SPD nahe; der ältere
Bruder Erich war während der NS-Zeit zwei Jahre im KZ und leistete illegale
antifaschistische Arbeit. Als 15-Jähriger kam Jochen Mückenberger als
Luftwaffenhelfer zur sogenannten „Kinderflak“; mit 18 Jahren meldete er sich
freiwillig als Reserveoffiziersbewerber zur Infanterie, um einer drohenden
Einberufung zur SS zuvorzukommen. Nach der Rückkehr aus der
Kriegsgefangenschaft und der Vorstudienanstalt studierte er
Gesellschaftswissenschaft an der Universität Leipzig, hörte unter anderem
Literatur bei dem prominenten Remigranten Hans Mayer, avancierte schließlich
zum Mitarbeiter und stellvertretenden Leiter der Abteilung Kultur im Zentralkomitee
der SED.
Künstler
als Verbündete
Als er 1961 bei der Babelsberger DEFA antrat, einem
Betrieb mit rund zweieinhalbtausend Beschäftigten, war ihm bewusst, dass er
eine Fi