Otto Mellies war
ein hochgewachsener Mann von aufrechtem Gang, als dessen Markenzeichen seine
sonore Stimme galt. „Du darfst dich nicht draufsetzen“, warnte ihn Intendant
Wolfgang Langhoff, der ihn 1956 an das Berliner Deutsche Theater engagierte.
Mellies nahm diese Mahnung ernst: Mit seiner Stimme zelebrierte er die „Fülle
des Wohllauts“ (Thomas Mann); der tiefe, warme Klang erfüllte den Theaterraum –
und nahm auch im Film seinen gebührenden Platz ein. Langhoff, sein Prinzipal,
setzte ihn auf der Bühne vor allem als jugendlichen Helden in klassischen Dramen
ein. Mellies spielte den Ferdinand, den Tellheim oder den Tempelherrn in
„Nathan der Weise“.
Die DEFA konnte gar nicht anders, als sich daran zu orientieren:
Regisseur Martin Hellberg, der selbst vom Theater kam,
verpflichtete ihn 1959 ebenfalls als Ferdinand in der Kinoversion von „Kabale und Liebe“ und 1962 als preußischen Major von Tellheim in „Minna von Barnhelm“. Und Gottfried Kolditz nutzte Mellies’
Charme, um ihn als galanten Abenteurer in Jacques Offenbachs Operette