Zum Siegfried-Kracauer-Stipendium von Till Kadritzke gehören sechs Essays, in denen er den Verflechtungen und Grenzen von Cinephilie und politischen Fragestellungen nachspüren will. Der Auftakt dreht sich um Schwierigkeiten, die sich allein aus den verwendeten Begrifflichkeiten ergeben, und identifiziert zwei Tendenzen, Filme einseitig ideologisch zu vereinnahmen.
Es ist nun schon eine Weile her, dass ich eine Essayreihe zu konzipieren hatte, die sich in irgendeiner Form um die Zukunft des Kinos drehen sollte. Ein gutes halbes Jahr später sitze ich in einer Welt, in der dem Kino bereits die Gegenwart abhandengekommen ist, und brüte über meinem selbstgewählten Titel, der wie so vieles gerade aus ganz anderen Sphären zu kommen scheint. Andererseits war „Politische Cinephilie“ schon damals ein Verlegenheitstitel. Nicht weil mir kein besserer eingefallen wäre, sondern weil er eine sehr konkrete Verlegenheit zum Ausdruck bringen sollte: in „politischen“ Debatten mit Freunden über Filme stets das Kino und seine Eigenlogik ins Spiel zu bringen, in filmkritischen Diskussionen dagegen immer wieder „politische“ Argumente zu formulieren.