Wenn man es genau nimmt, ist dies Federico Fellinis erster eigener Film. Denn „Die Lichter des Varieté“ (1950) hatte er noch in Co-Regie mit Alberto Lattuada gedreht. „Der weiße Scheich“ inszenierte er im Alleingang – ein Film, in dem bereits vieles enthalten ist, was Fellini später noch deutlicher und eindrücklicher beschäftigte: das Aufeinanderprallen von Realität und Illusion, die Spannung zwischen Maske und Gesicht, das auffallende Gespür für den Ausdruck persönlicher Obsessionen.
„Der weiße Scheich“ ist ein schöner, anspielungsreicher Titel. Da denkt man gleich an Rudolph Valentino und seine Filme „Der Scheich“ (1921) und „Der Sohn des Scheichs“ (1926). Doch Fellini bezieht sich hier noch auf etwas anderes, auf ein Phänomen, das man in Deutschland allenfalls aus alten „Bravo“-Ausgaben kennt: die sogenannten „foto romanzi“. Sie sind das fotorealistische Äquivalent zu einem Cartoon, also Bilder mit Sprechblasen. Inhaltlich orientieren sich diese „Fotoromanzen“ an Fernseh-Soap-Operas. Der Clash von Wirklichkeit und Fantasie könnte in dieser Erzählform nicht größer sein.