Wenn eine beiläufige Geste eine ganze Welt eröffnet: Im zweiten Teil
seiner Würdigung der Filme von Mia Hansen-Løve widmet sich Till
Kadritzke einer Szene aus „Eden“, in der die Zeit angehalten wird
– und aus der eine Ethik des filmischen Affekts spricht.
Der Moment findet
gegen Ende des Films statt: Paul lehnt seinen Kopf gegen die Wand und blickt
verträumt zum anderen Ende des Raumes. Er ist längst nicht mehr der
aufstrebende DJ, sondern der hängengebliebene Mittdreißiger mit
Drogenproblemen und finanziellen Schulden. Vom neuesten Genre elektronischer
Tanzmusik hat er noch nie etwas gehört; längst hat eine neue Generation das Ruder übernommen. Als er seinen Kopf gegen die Wand legt und der jungen Frau zusieht,
die sich auf der anderen Seite auf ihr Set vorbereitet, scheint er
mit diesem Umstand seinen Frieden gemacht zu haben.
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