Wer rezensiert welche Gewalt wie? Der Thriller „Across 110th
Street“ wurde 1972 ordentlich verrissen – was bei anderen Filmen als Tugend
galt, war hier auf einmal Sünde. Erneut setzt sich Till Kadritzke im „Affekt“-Blog
mit der Filmkritik zu Zeiten des „New Hollywood“ auseinander – und findet
gerade im Gewaltdiskurs Parallelen zu heute.
Jim Harris ist verzweifelt. Er wird polizeilich gesucht, und er weiß, wenn
sie ihn finden, ist er dran. Es ging ihm nur ums Geld bei dem Überfall, aber
dann fielen Schüsse und es gab Tote. Jim ist untergetaucht, mit der Kohle, und
in einer Szene, die für „Across 110th Street“ („Straße
zum Jenseits“, 1972) zentral ist, in der zeitgenössischen Kritik aber ignoriert
wurde, verteidigt er den ursprünglichen Plan gegenüber seiner Freundin, die ihn
für verrückt hält.
Als hätte er eine Alternative gehabt, spottet Harris. Die Alternative wäre
wieder Knast oder irgendein Scheißjob, dem weißen Mann hinterherwischen oder
sonst etwas. Als die Freundin meint, er hätte