Der Schnitt auf weinende Tribünen fehlt. Zum Beispiel letztes Wochenende in
Berlin: Union macht ernst, obwohl’s um nichts mehr geht für sie, stürzt die
Fortuna ins Unglück, die sich schon gerettet wähnte, und dann ist Schluss, das
Spiel ist aus, Düsseldorf steigt ab, aber der Schnitt auf trauernde Fans fehlt.
Wie viel Fußball mit Kino zu tun hat, bemerkt man erst mit den sogenannten
Geisterspielen. Die Tragweite eines Schlusspfiffs wird ja spürbar erst durch
die Montage. Erst ihr obliegt es zu erklären: Hier ist nicht nur ein Spiel zu
Ende, hier stirbt gerade etwas in vielen Menschenseelen. Ein Jahr der
Leidenschaft endet mit dem Gang in die zweite Liga, und wer weiß schon, wann
man wiederkommt. Geister können so nicht weinen.
Die Bundesliga wird zum Bolzplatz
Als Nerd hatte man sich das eigentlich anders vorgestellt: Fußball ist ja
nicht nur Spektakel, sondern durchaus feingeistig, durch Taktik bestimmt, durch
kollektive Abläufe, ein Rädchen greift ins andere, ein gelungenes
Positionsspiel umschifft die Pressinglinien, ein Steilpass findet den Weg
zwischen die Ketten, wer braucht für den Genuss eines solchen Spielzugs schon
Fans?