Die österreichische Produktion „Die Stadt ohne Juden“ (neu erschienen auf DVD) ist eine
sensationelle filmhistorische Wiederentdeckung und ein frühes Spielfilmdokument
über den alltäglichen Antisemitismus. Trotz dramaturgischer Schwächen und dem
Zeitgeist geschuldeter Vereinfachungen kann der Film die aktuelle Debatte, die
Reflexion des historischen wie aktuellen Judenhasses unterstützen.
Hans Karl Breslauers Produktion ist in den einschlägigen Filmgeschichtsschreibungen nicht erwähnt – trotz ihrer inhaltlichen, schauspielerischen wie ästhetischen Qualitäten. Die mit technischen Problemen behaftete Wiener Premiere am 25. Juli 1924 führte zu mangelhaften Verleihkopien und (Zensur-)Schnitten durch Kinobetreiber. Die Kritik reagierte verhalten, Nazis torpedierten Vorführungen mit Stinkbomben, in Linz wurde die Aufführung sogar verboten.
Dem Film „Die Stadt ohne Juden“ liegt der gleichnamige, 1922 erschienene Roman von Hugo Bettauer zugrunde. Der Autor entstammte einer gutsituierten jüdischen Familie und konvertierte früh zum Protestantismus. Dem sogenannten „roten Wien“ zugerechnet, schrieb Bettauer auch die Romanvorlage zu G.W. Pabsts