Man spricht viel über die rassistische und sexuelle Gewalt von Jennifer Kents Western „The Nightingale“, weniger über die politischen Fluchtlinien, die ihn durchziehen. Aktuell läuft der Film im Kino und ist außerdem bereits als DVD/BD und VoD verfügbar. In seinem Affekt-Blog widmet sich Till Kadritzke dem Film mit dem Begriff des Tier-Werdens und seiner Kritik am Humanismus.
Das Ende am
Strand, wie so oft im Kino: Die Nachtigall singt ein gälisches Lied, der
schwarze Vogel Mangana breitet seine Flügel aus, tanzt auf dem Sand, erklärt
sich frei. Jennifer Kents „The Nightingale“, der zur Zeit in wenigen
Kinos läuft und bereits auf DVD/BD und als VoD erhältlich ist, endet nicht mit
dem kolonialen Schrecken, den er seinem Publikum zuvor so ausführlich zugemutet
hat, aber auch mit keinem Sieg über diesen Schrecken. Die Sonne geht auf über
Tasmanien, aber der Film geht unter. Was allein Hoffnung macht: Die irische
Strafgefangene Clare und der indigene Tasmanier Billy, die Helden dieses
Westerns aus den 1820er-Jahren, lassen das mit dem Menschsein endgültig. Das
Ende, ein Tier-Werden.