Eines ist auch nach diesem schönen, so bewegenden wie temperamentvollen Film gewiss: Andreas Steinhöfels Coming-of-Age-Roman „Die Mitte der Welt“ bleibt weiterhin unverfilmbar. Das mag nach einem Widerspruch klingen, ist es aber nicht. Denn eigentlich ist der Film von Jakob M. Erwa gar keine Romanverfilmung, zumindest nicht im konventionellen Sinne, vielmehr die sinnliche Verdichtung einiger zentraler Handlungs- und Themenmotive der literarischen Vorlage. Womit der Film ganz wunderbar neben dem Roman bestehen kann.
Die Story kreist um einen 17-Jährigen (Louis Hofmann), der in einer wichtigen Lebensphase nach Orientierung
und Identität sucht, wobei er sich mit den düsteren Geheimnissen in seiner
unkonventionellen Familie ebenso konfrontiert sieht wie mit persönlichen
Gefühlswirren, als er sich in einen gleichaltrigen Mitschüler verliebt.
Die temperamentvolle, bewegende Adaption verzichtet auf viele Handlungsstränge und Figuren des Films, bleibt dabei aber in sich stimmig und schlüssig. Sie nähert sich höchst respektvoll und zärtlich ihrem jungen Protagonisten an, womit sie dem Kern des Romans gerecht wird, indem sie an Toleranz und Aufrichtigkeit appelliert und die existenzielle Kraft von Gefühlen feiert. - Sehenswert ab 14.