In dem von King Vidor inszenierten Western aus
dem Jahr 1955 spielt Kirk Douglas einen Cowboy, den es in den 1880er-Jahren
nach Wyoming verschlägt, wo er in den Konflikt zwischen Ranchern hineinzogen
wird. Der in sattem Technicolor gedrehte Filme ist ganz auf den Hauptdarsteller
zugeschnitten, der hier sein queeres Potenzial voll ausspielen kann.
Vom ersten
Bild an wird Dempsey Rae (Kirk Douglas) in „Mit stahlharter Faust“als Mann gezeigt, der eigentlich nur seine Ruhe möchte.
Als eine Art Tramp liegt er versteckt im Wagon eines Güterzuges, gelegentlich
fällt Licht durch die Holzritzen auf sein blondes Haar, durch das er sich im
Lauf des Films dutzende Male streicht. Er versteckt sich unter seinem Cowboyhut.
Aber die Welt lässt diesen Mann, der auch auf der Flucht vor seinen inneren
Dämonen ist, nicht schlafen. Erst wird er Zeuge eines Mordes und dann landet er
in einem beschaulichen Ort in Wyoming.
Ihm folgt
der junge Jeff, den der erfahrene, aber genreuntypisch äußerst ausgelassene und
fröhliche Revolverheld mit freudianischen Untertönen unter seine Fittiche
nimmt. In dem jungen Mann entdeckt der lebenslustige Cowboy seinen eigenen
inneren Konflikt zwischen temperamentvollem Gerechtigkeitsfanatiker und lebensbejahendem
Drifter. Das Drehbuch verbringt viel Zeit mit den Erziehungsmethoden, die
Dempsey eigentlich an sich selbst ausprobiert. Das ist schade, denn die wahre
Wucht entfaltet der Film dann, wenn er Kirk Douglas einem Tänzer gleich durch
die in Technicolor gefilmten Räume und Weiten springen lässt, statt sich in
psychologischen Allgemeinplätzen zu verlieren.
„Ich hasse
Stacheldraht“
Zusammen mit
Jeff heuert Dempsey an einer Farm an. Das Gebiet ist eigentlich frei verfügbar,
aber bald beginnen Rancher Gebiete mit Stacheldraht zu umzäunen. Als Dempsey
Wind davon bekommt, möchte er am liebsten sofort abreisen. „Ich hasse
Stacheldraht“, sagt er. Aber als seine Chefin, mit der er eine äußerst
widersprüchliche Affäre eingeht, gewaltbereite Handlanger einstellt, schlägt
sich Dempsey auf die andere Seite und errichtet und verteidigt Zäune.
Als einer
der ersten Filme seiner eigenen Produktionsfirma hatte Kirk Douglas große Macht
am Set, und auch wenn seine Figur durchaus Parallelen zu manchem
individualistischen Helden im Kino von Regisseur King Vidor
besitzt, ist es doch durch und durch Douglas, um den es hier geht. Mal spielt
er Banjo, mal vollführt er Kunststücke mit dem Revolver, mal sprüht er sich
Parfüm in den Mund. Vieles wirkt erfrischend humorvoll und lebendig in diesem
eigentlich existenzialistischen Genre.Auch das queere Potenzial von
Douglas wird hier zur Gänze entfaltet: Er bewegt sich wie eine Katze, die Haare
fallen ihm in jeder erdenklichen Manier ins Gesicht, er entblößt an einer
dramaturgisch entscheidenden Stelle seinen vernarbten, muskulösen Körper und
eigentlich erzählt sich hier sowieso eine kleine narzisstische Liebesgeschichte
zwischen einem Mann und seinem Schüler.
Die
Beziehungen zu den Frauen verharren in merkwürdiger, aber interessanter
Ambivalenz. Auf der einen Seite gibt es Idonee, die Dempsey von früher kennt
und mit der er ein eher kumpelhaftes Verhältnis pflegt. Und dann gibt es Mrs
Bowman, die Besitzerin der Farm und damit Chefin des Macho-Cowboys. Zunächst
wirkt sie wie ein merkwürdiges Opfer der
1950er-Jahre-Hollywood-Beziehungslogik, die besagt, dass ein paar markante
Sprüche und das Zeigen von Stärke ausreichen, um eine Frau zu beeindrucken,
aber je weiter sich die beiden annähern, desto verdorbener und zynischer wird
die Beziehung hier als verlogenes und strategisches Machtspiel enttarnt.
Die
Tatsache, dass der Film die Beziehungen nicht auflöst und auch das Verhältnis
zu Zäunen, die gewissermaßen als Metapher für Grenzen und kapitalistische
Destruktion im Film existieren, nie eindeutig wird, geben dem eigentlich leicht
daherkommendem Film einen aufwühlenden Beigeschmack. Man bekommt das Gefühl,
dass es bei Zäunen ganz einfach darauf ankommt, auf welcher Seite man sich
befindet. Das romantische Bild eines Helden, der deshalb nach einem Land ohne
Zäune sucht, ist zugleich inspirierend wie tragisch.
Unsere Webseite verwendet Cookies. Cookies ermöglichen es uns, unsere Seite stetig zu optimieren. Wir können damit die Seitennutzung auswerten, um nutzungsbasiert Inhalte und Werbung anzuzeigen. Weitere Informationen zu Cookies und insbesondere dazu, wie Sie deren Verwendung widersprechen können, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.Hinweis akzeptierenDatenschutzhinweis