Die Corona-Krise hat das Kino als Ort wie als Medium an einen
Abgrund geführt. Man müsse das Kino retten, forderten die eine. Das Kino sei sicher,
behaupten die anderen. Im Wechselbad von Öffnung und Lockdown florierte aber
nur eines: das „Streaming“. Diskussionen oder Streit über Inhalte oder Ästhetiken
waren kaum auszumachen. Auch deshalb täte eine Besinnung Not.
Je länger das Jahr 2020 andauerte, desto leerer wirkten die
Worthülsen, die wir errichteten, um die Pandemie und das Leben mit ihr zu
beschreiben. Argumente und Vokabular wiederholten sich und nutzten sich ab; das
Genre der melancholischen Analyse füllte gleichermaßen die Seiten der Zeitungen
wie die Feeds des Internets. Halbwissen florierte als kollektives
Selbstverständnis. Alles verdichtete sich zu einem einzigen dumpfen
Grundrauschen, dass zwischen unzähligen geöffneten Tabs und widersprüchlichen
Schlagzeilen von einer Welt erzählte, in der man nicht leben möchte. Die
Krankheit selbst wurde für jene, die bisher das Glück hatten, nicht mit ihr in
direkte Berührung zu kommen, beinahe abstrakt.