Abgründe am
Himmel. Man sieht nach unten auf die dunkle Lobotomie, auf die Insassen der
Nervenklinik. Man sieht nach unten von Brücken, auf das Bedrohliche am Boden.
Doch die
wirklichen Abgründe sind ganz oben zu finden. Katharine Hepburn,
gealtert, hat sich einen Fahrstuhl in ihr Domizil bauen lassen. Sie lässt sich
zu uns herab, um die Wahrheit zu vertuschen, um Montgomery Clift
dazu zu bringen, ihre Nichte zu operieren, weil die Nichte weiß, was mit dem Sohn
Sebastian passiert ist, der gestorben ist, plötzlich, im letzten Sommer.
Man ist verrückt
in diesem Film, „Plötzlich im letzten Sommer“ (1959) von Joseph L. Mankiewicz, am
wenigsten allerdings die Insassen der Nervenklinik. Hepburn, weil sie besessen
ist von ihrem Sohn; Liz Taylor, weil sie eine grausame Wahrheit
kennt, Clift, weil er nicht durchsteigt. Er ist ein Experte für Lobotomien,
zögert aber in diesem Fall, vielleicht weil er zweifelt