Die Geschichte von Frau Holle, die nicht nur Wetter und Jahreszeiten, sondern auch die Geschicke geliebter Menschen lenkt und für höhere Gerechtigkeit sorgt, in einer sehr freien Variation des Slowaken Juraj Jakubisko. Üppig angereichert mit Motiven aus slawischen Volksmärchen, eigenen Erfindungen, vorchristlichen Jenseitsvorstellungen und kino-bewährten Liebes- und Spannungsmustern stehen in dem Film von 1984 primär nicht die ungleichen Stiefschwestern des Grimm’schen Märchens im Vordergrund, sondern der gutherzige Jakob. Als Kind vor dem Tod (Eva Horká) durch Frau Holle (Giulietta Masina, die seinerzeit nach 16 Jahren Pause ein Kino-Comeback gab) gerettet, kehrt Jakob aus deren himmlischem Reich auf die Erde zurück, als er sich als junger Mann in ein ausgebeutetes Mädchen (Petra Vancíková) verliebt. Damit agiert er jedoch gegen die Pläne des verdorbenen Paars aus dessen Stiefmutter und Stiefschwester.
Trotz gelegentlicher Motiv-Überfrachtung verblüfft die schiere Fabulierungslust des Surrealisten Jakubisko, dem der Besetzungs-Coup mit Giulietta Masina nicht zuletzt durch seine Freundschaft mit deren Mann Federico Fellini gelang. Gleichzeitig ist er in seinem Verzicht auf protzige Spezialeffekte (oder überhaupt Spezialeffekte) auch für Kinder geeignet und bietet diesen ebenso wie Erwachsenen ein fantasie- und stimmungsvolles Märchen-Abenteuer, das Einsichten über menschliche Grundfragen vermittelt. – Ab 6.