Der
1973 geborene britische Filmemacher Peter Strickland ist eine besondere
Erscheinung im europäischen Kino. Als profunder Kenner des Genrefilms der
1970er-Jahre, insbesondere von Horrorfilmen und Krimis, gestaltet er
eigentümliche Hommagen, die er in unerwartete Richtungen führt. Auch in seinem
jüngsten Film „Das blutrote Kleid“, der in Deutschland auf DVD und Blu-ray
erscheint, bleibt er sich mit einer Erzählung über ein Textil mit gefährlichem
Eigenleben selbst treu.
„Ein
Stoff, der an Berührung erinnert“, schwärmt die Verkäuferin (Fatma Mohamed) versonnen, während sie das rote Kleid liebevoll durch ihre
Finger gleiten lässt. Sie ist eine eigentümliche Frau, den Kopf zur Seite
geneigt, die Haare streng zurückgekämmt, weshalb die großen, braunen Augen noch
neugieriger wirken, bekleidet mit einem pechschwarzen, aufgebauschten
Rokoko-Kleid, das im Umfeld dieser Boutique im heutigen London eigentümlich
deplatziert wirkt. Und dann dieser strenge osteuropäische Akzent, der die
Fremdheit noch verstärkt. „Die Umkleide wartet darauf, dass Sie und das Kleid
zu einer Einheit verschmelzen“, wird sie später die Kundin mit geschwollenen
Worten zum Kauf verlocken.