"Eine Stadt sieht einen Film", heißt es am 12. Dezember in Hamburg, wenn mehr als ein Dutzend Kino sich zusammentun, um die in der Hansestadt gedrehte Liebeskomödie "Brennende Betten" von Pia Frankenberg aus dem Jahr 1988 zu zeigen. Dazu gibt es ein pralles Rahmenprogramm mit vielen Gästen und Veranstaltungen.
„Eine Stadt sieht einen Film“, lautet das wunderschöne Motto einer Veranstaltung, die nun schon zum sechsten Mal stattfindet. Die Stadt: das ist Hamburg. Hier spielen die kultverdächtigen Filme, hier werden sie gezeigt, und zwar einen ganzen Sonntag lang in sage und schreibe 16 Programm- und Arthouse-Kinos. Mehr noch: Die Filmteams wandern von Kino zu Kino, um ihre Werke vorzustellen.
Es begann 2016 mit Sebastian Schippers „Absolute Giganten“; seitdem waren „Fraktus“ von Lars Jessen, „Der amerikanische Freund“ von Wim Wenders, „Nordseeist Mordsee“ von Hark Bohm, „Kurz und schmerzlos“ von Fatih Akin und im Februar 2021 „Supermarkt“ von Roland Klick zu sehen, der allerdings wegen der Corona Pandemie „nur“ online gezeigt werden konnte.
Für die interessierte Hamburger Bürgerschaft sind diese Filme immer auch ein kleines Fest, weil man sich anhand der Außenaufnahmen rückversichern kann, in was für einer schönen Stadt man lebt. Die älteren Filme hingegen, etwa „Der amerikanische Freund“, bezeugen, wie sehr sich einige Stadtteile verändert haben. Dazu die Veranstalter: „,Eine Stadt sieht einen Film‘ hat die Ambition, den Hamburgerinnen und Hamburgern die vielfältige Hamburger Kinolandschaft und auch unsere Stadt als wunderschöne Drehortkulisse vorzustellen.“
Nun also zentriert sich die nächste Veranstaltung von „Eine Stadt sieht einen Film“ am 12. Dezember auf den Film „Brennende Betten“ von Pia Frankenberg, der im November 1988 in die Kinos kam. Der Film erzählt die Geschichte der TÜV-Angestellten Gina (Pia Frankenberg), die bei einer Wohnungsbesichtigung im Schanzenviertel auf den britischen Schlagzeuger und Pyromanen Harry (dargestellt von dem Rockstar Ian Dury) trifft und mit ihm aus der Not heraus eine Zweier-WG aufmacht. Dem Vermieter erzählen sie einfach, sie seien verheiratet.
Deutsche Powerfrau trifft auf englische Korrektheit – da fliegen zwangsläufig die Fetzen, die Gegner sind sich ebenbürtig. Während Gina einen Mann nach dem anderen auf ihre Tigerdecke bittet, frönt Harry seiner Vorliebe für offene Feuer in der Küche und Schlagzeugsolos in der Nacht. Zwischendurch tauchen einige schräge Typen auf, von Harrys zündelnder Tochter über seine stürmische Ehefrau bis zu Ginas Freundin, die auf dem Kiez strippt. Doch diese Einschübe sind nur kleine Umwege auf dem Weg zum Happy End.
„Ein Film ohne Knalleffekte, wunderbar unspektakulär – eine kleine, feine Komödie“, stand damals in epd-Film zu lesen, und der FILMDIENST lobte: „Weitgehend charmante Komödie, die ihren Reiz durch die Konfrontation zweier unterschiedlicher Charaktere erhält.“ Interessant ist, wie sehr sich das Schanzenviertel in den letzten 33 Jahren verändert hat. Aus dem großen Haushaltswarengeschäft „1000 Töpfe“ wurde die berühmt-berüchtigte „Neue Flora“. Nur die Schlangen bei der Wohnungssuche sind heute noch genauso lang. Die Kamera führt übrigens Raoul Coutard, der in den 1960er-Jahren für Godard und Truffaut gearbeitet hat.
Die Kino-Vorführungen am 12. Dezember
finden von 11 bis 22 Uhr statt. Mehr Informationen, zum Beispiel zu den Gästen
in den jeweiligen Kinos, finden sich auf der Website von „Eine Stadt sieht einen Film“.
Im Archiv gibt es auch Notizen zu den fünf früheren Filmen.
Zum Rahmenprogramm zählen eine Location-Tour an die Drehorte im Schanzenviertel mit Pia Frankenberg, eine Foto- und Materialausstellung im Foyer des Hamburger Metropolis und eine Pia-Frankenberg-Retrospektive (9.-14.12.2021) in den Kinos Metropolis, Alabama und B-Movie.