Das öffentliche
Fehler-Eingeständnis ist in den letzten Jahren längst zu einer besonderen Form
der medialen Selbstdarstellung geworden. Eine Analyse des in dieser
Hinsicht denkwürdigen Auftritt von Ex- Bundesfamilienministerin Anne Spiegel im
April 2022.
Das Live-Bild, das der
öffentlich-rechtliche Nachrichtensender „Tagesschau24“ am 10. April
um 21.08 Uhr ausstrahlt, zeigt in einer Großaufnahme das Gesicht einer Frau,
die vor einer blau-grauen Rückwand steht und zu Menschen spricht, die
vermutlich hinter der Kamera stehen. Sie schaut zunächst (aus Sicht der Kamera)
nach links, als sie mit ihrer Erklärung beginnt. Sie sagt, sie mache nun einen
ungewöhnlichen Schritt, indem sie einige private Details nennen werde. Für
einen Moment blickt sie in die Kamera, ehe sie den Blick abwendet und wieder
nach links schaut. Ihre Stimme flattert kurz, sie muss sich mehrfach räuspern. Beides
sind Zeichen für eine gewisse Angespanntheit und Nervosität. Die Schrift unter
dem Live-Bild kündigt an: „Statement von Bundesfamilienministerin Spiegel“.