Das sanft ironische Drama „Der schlimmste Mensch der
Welt“ ist neuer Kinotipp der Katholischen Filmkritik. Der norwegische Regisseur
Joachim Trier erzählt darin über die Selbstfindung einer jungen Frau in einer
undurchsichtigen Welt. Die leichte Haltung der Inszenierung mündet durch
intelligente und tiefgründige Beobachtungen in eine sensible, psychologisch
genaue und lebensbejahende Zeitdiagnose.
Die Norwegerin Julie hat kurz vor ihrem 30. Geburtstag
ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Ein Medizinstudium hat sie in erster
Linie aufgenommen, um ihrem Schulabschluss mit Bestnote irgendeinen Sinn zu
verleihen. Da sie aber keine Verbindung zum Fach findet und sich leicht
ablenken lässt, wechselt sie zur Psychologie, wo sie es aber auch nicht lang
aushält. In ihrem nächsten Identitätsentwurf will sie Fotografin werden, wozu
ihre unpersönlich-wohlmeinende Mutter ebenso ihre Zustimmung gibt wie zu Julies
früheren Plänen. Reibungspunkte sucht die junge Frau bei ihren Eltern
vergebens. Hinter der liberalen Erziehung offenbart sich eine irritierende
Gleichgültigkeit, die Julie noch am ehesten an der Abwesenheit ihres Vaters
festmachen kann.