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Des eigenen Todes bewusst - John Malkovich

Ein Gespräch mit John Malkovich über seine Rolle in „Seneca“, das Kino als „Plastikkunst“ und warum er sich seine eigenen Filme nie ansieht

Veröffentlicht am
31. März 2023
Diskussion

Die Rolle des römischen Philosophen Seneca hat der deutsche Regisseur Robert Schwentke seinem Hauptdarsteller John Malkovich auf den Leib geschrieben. Malkovich spielt in „Seneca: Oder die Geburt von Erdbeben“ den in Ungnade gefallenen Lehrer von Kaiser Nero, der sich selbst das Leben nehmen soll. Der eigenwillige Film, der bei der „Berlinale“ Premiere feiert, zielt auf eine politische Allegorie, die in Malkovich einen schillernden Advokaten findet.


Regisseur Robert Schwentke hat Sie vor Augen gehabt, als er dieses Projekt entwickelte. Gab es schon ein Skript, als er Sie auf diese Rolle ansprach, oder war alles nur eine lose Idee?

John Malkovich: Wenn ich mich richtig erinnere, gab es schon ein Drehbuch, aber in einer der ersten Fassungen. Ich mochte das Projekt. Es war verführerisch. Es war spektakulär und brachte eine riesige Menge Arbeit mit sich. Nicht nur quantitativ, sondern auch von der Qualität und dem Gedankenreichtum dieses Films her. „Seneca“ ist kein einfacher Film; es war überdies nicht einfach, ihn zu finanzieren. Also in jeder Hinsicht schwierig.

Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Malkovich: Ich habe mit Robert Schwentke schon öfter zusammengearbeitet. Er ist sehr intelligent, sehr talentiert und kultiviert. Ich schätze sehr seinen Film „Der Hauptmann“. Natürlich war klar, dass dieser Film ganz anders ist. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es da im Kern etwas sehr Interessantes gab. Wobei meine Art, mit Regisseuren zu arbeiten, ganz von ihnen abhängt. Wenn ich mit ihnen über das Drehbuch reden oder zu bestimmten Szenen und Dialogen Notizen machen soll, weil sie sich mit mir darüber austauschen wollen, dann mache ich das sehr gerne. Ich bin sehr froh, wenn man über ein Drehbuch sprechen und gemeinsam herausfinden kann, was in den Zeilen alles drinsteckt. Aber wenn Regisseure anders arbeiten, ist mir das auch recht. In diesem Fall war es so, dass ich mehrere Fassungen des Drehbuchs gelesen und Schwentke meine Eindrücke geschildert habe.

Gemeinsame Arbeit am Drehbuch: John Malkovich in "Seneca" (Filmgalerie 451)
Gemeinsame Arbeit am Drehbuch: John Malkovich in "Seneca" (© Filmgalerie 451)

Was stellt dieser Seneca-Charakter für Sie dar? Wir wissen, dass die historische Figur ein Philosoph war und dass er Ideen entwickelte, in denen es um den Umgang mit dem Tod geht. Zugleich war er auch in die Tagespolitik eingebunden, als eine Art Politikberater und Redenschreiber. Also ein Coach der Macht. Wie haben Sie sich dieser Figur genähert?

Malkovich: Seneca war offensichtlich ein ziemlich schlauer Mann, der gut mit Sprache umgehen konnte. Im Drehbuch wird es so dargestellt, dass Kaiser Nero ohne seinen Einfluss noch gefährlicher und exzessiv gewesen wäre. Bevor wir mit der Arbeit anfingen, hatte ich keine besonderen Ansichten und keinen Bezug zu Seneca. Wenn wir vom historischen Seneca sprechen, dann müssen wir zugeben, dass er in einer Zeit lebte, die mit unserer eigenen Epoche nichts zu tun hat; seine Zeit könnte für unsere Erfahrungen nicht ferner liegen.

Ist das wirklich so? Robert Schwentke würde da anders argumentieren. Er sieht eine Parallele zwischen den USA unter Donald Trump und seinen Beratern zu jener Zeit von Nero.

Malkovich (lacht): Jaja, ich weiß, dass Trump alle möglichen Leute um sich herum töten und alle anderen ins Gefängnis sperren lassen wollte. Vielleicht hatten seine Ratgeber ja mehr Erfolg als die von Nero. Aber Scherz beiseite: Ich weiß, dass es gerade eine totalitäre Bewegung in der Welt gibt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob sie aus dieser Ecke kommt. Ich fand es deshalb nicht nötig, die Figur von Nero und Seneca zu sehr an die Situation in den USA während der Präsidentschaft von Donald Trump zu knüpfen. Ganz ehrlich: Ich habe die angeblichen Ähnlichkeiten zwischen Trump und Nero nie verstanden. Ganz offensichtlich gibt es große Unterschiede. Aber ich mag andererseits auch einige der anachronistischen Momente, die der Film hat. Da ich vom Theater komme, ist das für mich nichts besonders Ungewöhnliches. Im Kino ist man das allerdings nicht so sehr gewohnt.

Schwentke entwirft ein sehr kritisches Bild von Seneca. Ist das auch Ihre Sichtweise?

Malkovich: Nein! Ich denke, ein Coach zu sein, ein Rhetoriklehrer, ist sehr gefährlich, erst recht, wenn der Schüler Nero heißt. Ich kann niemandem Lektionen erteilen. Es ist für jeden Menschen ein Kampf, herauszufinden, wie man selbst sein sollte oder sein könnte. Man denkt da nicht an künftige Generationen.

Vielleicht hatten die Mächtigen immer schon solche Menschen um sich, die klüger als sie waren, aber Kompromisse eingehen mussten, sich anpassten und nicht das sagten, was sie wirklich dachten. Die sich korrumpieren für ihr eigenes Wohlergehen korrumpieren ließen, für ihre Karriere oder Geld.

Malkovich: Seneca ist ein Kollaborateur. Im Gegensatz zu heute, wo man vielleicht ein paar Instagram-Follower verlieren kann oder für bestimmte Aussagen „gecancelt“ wird, konnte man damals bei Missfallen sofort enthauptet werden. Ich finde Vergleiche mit der Gegenwart deshalb problematisch. Auch wenn es autoritäre und totalitäre Instinkte in der Menschheitsgeschichte immer gegeben hat. Ich habe es aber stets als unangemessen gefunden, anderen Menschen vorzuschreiben, wie sie leben sollen. Was sie zu denken, tun oder lassen haben, an was sie glauben müssen. Dieser Duktus, das alles vorzugeben, geht durch die ganze Historie und quer durch alle Lager des politischen Spektrums. Es ist ein Ersatz für Religion. Ich finde die Vorstellung, dass ein Mensch einem anderen sagt, wie er sein soll, wie er sich benehmen und an was man glauben soll, geradezu faschistisch. Das steht einem Menschen nicht zu! Ich möchte das von anderen nicht gesagt bekommen. Kurzum: Man kann Ideologen und Totalitäre unter jedem Stein finden.

John Malkovich und Lilith Stangenberg (Filmgalerie 451)
John Malkovich und Lilith Stangenberg (© Filmgalerie 451)

Wie wichtig ist dabei die Angst? Auch der Seneca des Films hat Angst. Er ist aber weniger feige als die Menschen um ihn herum. Innerhalb der 24-stündigen Handlungszeit gibt es eine unmittelbare Bedrohung und die Furcht vor dem Tod. Was sind Ihrer Ansicht nach die zeitlosen Fragen in diesem Film und was sind zeitgemäße Motive?

Malkovich: Ich glaube, das Zeitlose ist die Frage: Wann werden die Kompromisse, die man macht, zu viel? Ist es einer zu viel oder sind es 3000? Passiert es täglich oder nur am Morgen? Für mich ist das Leben ein Kompromiss, und natürlich gibt es darin auch einen Anteil Korruption. Das ist ziemlich zeitlos. Das Nachdenken über solche Fragen überlässt man aber besser den Philosophen und den Theologen. Ich glaube nicht, dass normale Menschen sich damit allzu viel auseinandersetzen sollten. Manche kümmert es sowieso nicht, andere ertragen es nicht. Was hingegen wohl ein Phänomen unserer Epoche ist, ist die Plötzlichkeit und die Gewissheit des Preises, den man bezahlen muss, wenn man keine Kompromisse macht. Zu bestimmten Zeiten in der Geschichte – denken Sie nur an Lenins Sowjetunion, Pol Pots Kambodscha oder Hitlers Deutschland – besaß jedes Wort eine potenziell tödliche Konsequenz. Das ist das komplette Gegenteil unserer Gegenwart, in der es unendlich viel Blablabla gibt. Mit den Sozialen Medien wird alles erweitert und verbreitert, aber das ist eine Erweiterung in die Folgenlosigkeit. Also: Es gibt in „Seneca“ Ähnlichkeiten zur Gegenwart, aber auch große Unterschiede.

Sie haben jetzt von Politik gesprochen. Aber gibt es auch Ähnlichkeiten zur Kunstwelt? Seneca war auch ein Künstler, er hat Stücke geschrieben. Sie sind auch ein Künstler. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie manchmal mit sehr autoritären Personen zu tun hatten, mit toxischen Charakteren?

Malkovich: Ich bin in meinem Leben nur sehr wenigen Kollegen begegnet, die ich „toxisch“ nennen würde. Jedenfalls waren sie unangenehm oder, höflicher gesprochen, nicht sehr ideale Kollegen. Ich habe das in der Regel zu vermeiden versucht. Meine Biografie als Künstler war im Großen und Ganzen sehr glücklich. Aus den wenigen Momenten, in denen ich es nicht ändern konnte, folgte zumindest, dass ich mit diesen Leuten nicht wieder zusammengearbeitet habe. Meistens aber war ich von großartigen Kollegen umgeben.

Sie sind in „Seneca“ fast in jeder Szene zu sehen. Wie dosieren Sie als Schauspieler mit so viel Präsenz ihren Ausdruck? Wie variieren sie ihn?

Malkovich: Jede Szene ist anders, und jede Kameraeinstellung eine andere. Jede Aufnahme enthält etwas Neues, abhängig von der Linse und von dem, was der Kameramann macht. Ich denke von Szene zu Szene, von Einstellung zur Einstellung. Es ist sehr sehr schwierig, als Schauspieler im Film die Kontinuität im Auge zu behalten. Man muss sich auf den Moment konzentrieren. Ich glaube, dass es vor allem der Job des Regisseurs ist, darauf zu achten. Mein Job ist es, aus jeder Szene das Beste herauszuholen und in jeder Einstellung und in jedem Moment präsent zu sein.

Sie haben sehr viel Text in diesem Film. Wie lange haben Sie sich damit beschäftigt, diesen Stoff auswendig zu lernen?

Malkovich: Wenn ich die verschiedenen Drehbuchfassungen mal weglasse und die Besprechungen über das Drehbuch, dann hat es vielleicht vier Monate gedauert. Zwei Monate allein dafür, um den Text einfach zu lernen, denn es sind ungefähr 90 Seiten Monologe. Dann die verschiedenen Vorbereitungen. Und natürlich habe ich beim Dreh auch Hilfe gebraucht.

Sie spielen sehr viel Theater. Zugleich sind Sie eine Persönlichkeit des Filmbusiness. Gibt es einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Welten?

Malkovich: Yeah! Das Theater ist ein lebendiges Ding. Es ist durchlässig und organisch, es pulsiert. Alle Theaterstücke, in jedem Fall alle guten Stücke, haben eines gemeinsam: Präsenz. Das betrifft auch das Publikum. Es erlebt eine Inszenierung im Hier und Jetzt. Beim Kino ist das naturgemäß ganz anders. Man sieht den Film irgendwann. In gewisser Weise lebt er nicht und ist unorganisch. Kino ist eine Plastikkunst. Es ist etwas Gemachtes. Es geht darum, den Zufall und den Instinkt auszuschließen, das Ephemere. Für mich sind Kino und Theater nicht einmal entfernte Verwandte, keine Cousins. Bei beidem gibt es einen Set, ein Drehbuch und Schauspieler, aber die Erfahrung ist eine vollkommen andere.

Das klingt, als würden sie das Theater bevorzugen. Was macht für Sie das Kino interessant?

Malkovich: Ich bevorzuge keineswegs das Theater. Es sind nur zwei komplett verschiedene Kunstformen. Als ich anfing, Filme zu drehen, wurde mir immer gesagt: „Die Kamera lügt nicht.“ Mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass sie genau das tut. Die Kamera lügt fortwährend. Genau dafür ist sie da. Die Möglichkeit dieser Art von Lüge gibt es im Theater überhaupt nicht. Es sind beides Formen der Kreativität. Das Theater hat seine Grenzen, das Kino hat aber auch Grenzen. Darum würde ich niemals sagen, dass ich eine Präferenz habe. Aber ich bin in dem einen Kunstmedium aufgewachsen und praktisch ausgebildet worden. Zu dem anderen bin ich erst als erwachsener Mann gekommen. Ich habe das Filmschauspiel gelernt, während ich es praktiziert habe. Ich habe gelernt, das zu mögen, was das Filmemachen verlangt oder von einem fordert. Ich hatte großartige Zeiten beim Film wie beim Theater. Aber es sind zwei sehr verschiedene Kunstformen.

Ein Film über Vergänglichkeit: "Seneca" (Filmgalerie 451)
Ein Film über Vergänglichkeit: "Seneca" (© Filmgalerie 451)

Haben Sie das Gefühl, mit der Kunst gegen die Vergänglichkeit und den Tod anzukämpfen? „Seneca“ ist ein Film über Vergänglichkeit und die Kunst des Sterbens, darüber, wie Menschen mit ihrem eigenen Sterben umgehen. Man könnte sagen: Filme bewahren Ihr Aussehen und Ihre Jugend für immer. In hundert Jahren werden Menschen einen Film mit John Malkovich ansehen können. Ein Theaterstück nicht. Sie sind durch das Kino in gewisser Weise ewig. Auf der anderen Seite fühlen sie sich möglicherweise lebendiger, wenn Sie vor Publikum auf einer Bühne stehen.

Malkovich: Diese Beschreibung ist ziemlich akkurat. Es ist mir aber nicht wichtig, dass man sich an mich erinnert. Ich habe kein Bedürfnis danach und ich finde es auch ein bisschen absurd, der Nachwelt irgendeine Art von Erbe oder etwas Ähnliches zu hinterlassen. Aber ja: Auf dem Theater tut man genau das, was man gerade in diesem Moment tut, und das man nicht verändern kann. Etwas, das nicht in irgendeiner Form im Nachhinein in etwas anderes ummontiert wird. Das Theater ist etwas, das einfach in der Erinnerung des Publikums existiert oder eben überhaupt nicht. Und selbst das, was in der Erinnerung existiert, wird vielleicht falsch erinnert. Jeder kreative Ausdruck ist, wenn schon nicht auf dem Tod basierend und vom Tode besessen, so doch sich zumindest des Todes bewusst. Das Ende wird kommen, egal ob wir das nun mögen oder nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mir jemals nicht meines eigenen Todes bewusst gewesen wäre, oder des Vergehens der Zeit. Wenn wir jung sind, sind wir ziemlich vergesslich. Aber je älter wir werden, umso mehr sind wir uns des Vergehens der Zeit bewusst und der immer geringeren Zeit, die uns noch bleibt. So sollte es auch sein, denke ich.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie einen sehr alten Film sehen? Nehmen wir beispielsweise einen Film mit der Stummfilm-Diva Louise Brooks. Darin sehen Sie dann viele junge Menschen, die heute längst gestorben oder in jedem Fall uralt sind. All das, was sie da sehen, wird niemals wieder existieren. Das heißt, sie sehen dort ganz unmittelbar auch das Vergehen der Zeit. Berührt sie das?

Malkovich: Auf alle Fälle! Es ist berührend, aber nicht meinetwegen, sondern ihretwegen, wegen der Menschen, die wir dort auf der Leinwand sehen. Aber so ist das Leben: Die Welt stirbt fortwährend, und fortwährend wird irgendetwas neu geboren. Nichts bleibt für immer.

Sie sind also auf ihre Art ein Stoiker?

Malkovich: Ja. Aber ähnlich wie bei Seneca ist das vielleicht etwas leichter gesagt als getan. Ich muss jetzt an Samuel Beckett denken, bei dem heißt es: „Du bist auf der Erde. Dagegen gibt es keine Medizin.“ Ich habe neulich mit meiner Frau darüber gesprochen Wir haben jetzt ein kleines Enkelkind. Zum ersten Mal habe ich mich bei dem Gedanken erwischt: Oh shit! Ich wäre gerne zehn Jahre jünger oder wenigstens fünf Jahre. Nicht unbedingt wegen irgendetwas, was ich bisher nicht getan habe oder gerne noch tun würde, sondern um unser Enkelkind länger zu erleben. In unserem Fall wird das wahrscheinlich nicht klappen. Aber auch hier gilt: So ist das Leben.

Sehen sie sich eigentlich ab und zu Ihre früheren Filme an?

Malkovich: Nein, nie!

Sie haben also keine sentimentalen Gefühle sich selbst gegenüber?

Malkovich: Nein. Das ist gewiss. Wenn mich Freunde fragen, warum ich in meinen Filmen nicht Regie führe, dann antworte ich stets: Das würde bedeuten, dass der Schauspieler, den ich am wenigsten mag, für den Regisseur arbeiten würde, den ich am wenigsten mag. Es ist nicht so, dass ich das nicht ansehen könnte. Für „Seneca“ habe ich mir ein paar Filme angeschaut, weil es wichtig war, mit Robert Schwentke über die Art zu reden, wie wir die Rolle angehen. Aber das meiste sehe ich wirklich nicht.



In „Seneca“ haben Sie mit vielen deutschen Schauspielern zusammengearbeitet. Was hat Sie daran überrascht und vielleicht beeindruckt?

Malkovich: Eine der eindrucksvollsten Eigenschaften an ihnen ist ihre körperliche Präsenz. Sie sind sehr körperlich. Es ist fantastisch, wie sie Dinge, Gefühle und Gedanken verkörpern. Ich war viele Jahre lang Mitglied einer Theatercompanie, die einen deutschen Namen trug: „The Steppenwolf“. Das war ebenfalls ein sehr physisches Theater. Wie die deutschen Kollegen an einem körperlichen Ausdruck arbeiten, ist besonders. Sie hatten es bestimmt nicht leicht, weil ich in meiner Rolle sehr lange Monologe habe und tagelang vor mich hin brabbelte, während sie zuhören und die Wirkung der Worte in ihrem Ausdruck spiegeln mussten. Für mich wäre das ein Traumjob gewesen, weil ich relativ faul bin. Aber es ist alles andere als einfach. Sie waren wunderbar. Mit Lilith Stangenberg hatte ich die meisten Interaktionen. Sie ist absolut fantastisch. Smart, schnell, instinktiv, aber auch lustig, schlau, originell. Einer, den ich früher sehr bewundert habe, ist leider schon tot: Volker Spengler. Das war die lustigste Person, die ich je gekannt habe. Er hat mich jeden Tag zum Lachen gebracht.

Sind Sie nun mit dem fertigen Film zufrieden? Entspricht er Ihren Vorstellungen?

Malkovich: Ja, sehr! Es ist aber nicht wichtig, was ich mir vorstelle. Auch das Drehbuch ist nicht wichtig. Es gab ja mehrere Fassungen, die immer wieder geändert wurden. Es gibt den Film, den man sich vorstellt. Es gibt den Film, den man schreibt. Es gibt den Film, den man dreht. Aber der einzige Film, der dann wirklich existiert und der zählt, das ist der Film, den man schneidet. Alles andere bedeutet überhaupt nichts. Insofern kann man einen Film immer erst dann beurteilen, wenn er fertig ist.

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