Im Juni wird alljährlich der „Pride Month“ begangen – als Monat, in dem die LGBTQ-Community gefeiert wird und sich selbst feiert, aber auch als Anlass, um für ihre Rechte einzutreten und auf Diskriminierungen aufmerksam zu machen. MUBI zelebriert den Pride Month auf seine Weise mit einer Filmauswahl, die sich auf vielfältige Weise mit queeren Themen beschäftigt. Zu sehen ist zum Beispiel ab 12. Juni der Film „Die Erbinnen“ von Marcello Martinessi, ein Drama um die lesbische Beziehung zweier Frauen aus einem gutbürgerlichen Viertel in Paraguays Hauptstadt Asuncíon, die sich grundlegend verändert, als eine der beiden zu einer Haftstrafe von ein paar Monaten verurteilt wird und die andere zum ersten Mal seit Jahren wieder auf sich allein gestellt ist. Der Film lief 2018 im Wettbewerb der Berlinale und wurde dort mit diversen Preisen geehrt.
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Fokus auf queere Filme
Außerdem präsentiert MUBI im Rahmen des „Pride Month“ ab 2. Juni Léa Mysius’ Film „The Five Devils“, dem der Streamingdienst im April bereits einen deutschen Kinostart beschert hatte. Im Zentrum steht ein kleines Mädchen mit einem außergewöhnlichen Geruchssinn, der ihm dabei hilft, das schmerzliche Beziehungsgeflecht in seiner Familie offenzulegen, wozu nicht zuletzt eine verbotene lesbische Liebe gehört.
Zu der Auswahl gehört auch das chilenische Drama „Eine fantastische Frau“ von Sebastián Lelio aus dem Jahr 2017 (ab 27. Juni): Nach dem Tod ihres älteren Geliebten bekommt eine junge chilenische Transgender-Frau schmerzhaft zu spüren, welche Missachtung und Geringschätzung Menschen wie ihr von vielen Seiten entgegengebracht wird. Das äußert sich unter anderem darin, dass ihr die Familie des Toten die Teilnahme an der Beerdigung untersagen will – und so beginnt mit dem Verlust ein zäher Kampf um das Recht auf Trauer. Der Film heimste bei Erscheinen einen „Oscar“ als bester fremdsprachiger Film und den Drehbuchpreis der Berlinale ein.
Cannes-Entdeckungen
Aber auch jenseits des „Pride Month“ warten im Juni zahlreiche bemerkenswerte Filme auf die MUBI-Abonnenten. So sind im Nachklapp zum Filmfestival in Cannes etwa einige Werke zu entdecken, die in früheren Jahrgängen Premiere hatten. Aus dem Jahr 2022 ist zum Beispiel David Cronenbergs ungewöhnliches, dystopisches Body-Horror-Drama „Crimes of the Future“ (ab 15. Juni) mit im Programm, sowie Mia Hansen-Løves Drama „An einem schönen Morgen“ (ab 16. Juni) um eine junge, verwitwete Mutter, die mit der Fürsorge für ihre Kinder und ihren kranken Vater kämpft und dann von einer neuen Liebe überrumpelt wird, als sie einem alten Freund wiederbegegnet und eine Affäre mit ihm beginnt. Beide Filme feierten im Cannes-Wettbewerb Premiere.
In der Sektion „Quinzaine des Réalisateurs“ lief dagegen schon 2011 Alice Rohrwachers „Corpo Celeste“ (ab 19. Juni) , der Film, der der italienischen Filmemacherin zum internationalen Durchbruch verhalf: Ein 13-jähriges, in der Schweiz aufgewachsenes Mädchen zieht mit seiner Schwester und der Mutter in deren alte Heimat nach Süditalien und reibt sich dort bald an den tief verwurzelten katholischen Glaubensvorstellungen, die dort das Zusammenleben prägen, während es auch mit den körperlichen und emotionalen Veränderungen der Pubertät zurechtkommen muss.
Kultiges und Klassisches
Natürlich kommt auch die etwas ältere Filmgeschichte bei MUBI auch im Juni wieder zur Geltung. Zu den Klassikern im Programm gehört ab 22. Juni ein Kultfilm des Horrorkinos, „Tanz der toten Seelen“ („Carnival of Souls“) von Herk Harvey aus dem Jahr 1962 – damals als billig produziertes Gruselstück für Double Features entstanden, heute aber anerkannt als Vorläufer dessen, was man als „Elevated Horror“ oder „Art Horror“ bezeichnet. Denn dem Regisseur ging es damals nicht um schlichte Schreckmomente, sondern um psychologischen Horror, der sehr raffiniert mit Bild- und Tongestaltung arbeitet, um eine unheimlich-surreale Atmosphäre zu erzeugen.
Außerdem zeigt MUBI einen Markstein des feministischen Kinos: Helga Reidemeisters 1979 entstandenen Dokumentarfilm „Von wegen ‚Schicksal‘“ (ab 1. Juni): Er begleitet den Emanzipationsprozess einer 48-Jährigen, die sich nach 20 Jahren von ihrem Mann, der sie schlug und drangsalierte, scheiden lässt. Ihr Film hält fest, wie sie die nach der Scheidung auseinanderdriftende Familie zu einigen versucht. So gibt er Einblicke in familiäre Strukturen, wie sie zur damaligen Zeit noch nicht auf Film festgehalten wurden. Lohn dafür waren u.a. ein Deutscher Filmpreis für die beste Nachwuchsregie und ein Grimme-Preis.
Das MUBI-Programm im Überblick
1. Juni
Von wegen„Schicksal“
2. Juni
The Five Devils
3. Juni
Bis dann, mein Sohn
4. Juni
Enemy
5. Juni
Der Geschmack von Rost und Knochen
6. Juni
Pfahl in meinem Fleisch
7. Juni
Playback (Kurzfilm von Augustina Comedi)
8. Juni
Bella e perduta – Eine Reise durch Italien
9. Juni
Climax
10. Juni
Requiem
11. Juni
Akira
12. Juni
Die Erbinnen
13. Juni
Folge meiner Stimme
14. Juni
A Day in a Life (Kurzfilm von Jonathan Velasquez & Larry Clark)
15. Juni
Crimes of the Future
16. Juni
An einem schönen Morgen
17. Juni
The Road
18. Juni
Hedi Schneider steckt fest
19. Juni
Corpo Celeste
20. Juni
Ray &Liz
21. Juni
Aribada (Kurzfilm von Natalia Escobar & Simon(e) Jaikiriuma Paetau)
22. Juni
Tanz der toten Seelen
23. Juni
TBC
24. Juni
This Boy’s Life
25. Juni
Mid90s
26. Juni
Horse Money
27. Juni
Eine fantastische Frau
28. Juni
Mekong Hotel
29. Juni
Europe, She Loves
30. Juni