© MUBI ("The Five Devils")

MUBI im Juni 2023

Freitag, 26.05.2023 17:16

Der Arthouse-Streamingdienst zelebriert den „Pride Month“ mit Filmen über queere Lebenswelten. Außerdem sind im Nachklapp zum Festival in Cannes noch einige Highlights aus früheren Jahrgängen zu sehen.

Diskussion

Im Juni wird alljährlich der „Pride Month“ begangen – als Monat, in dem die LGBTQ-Community gefeiert wird und sich selbst feiert, aber auch als Anlass, um für ihre Rechte einzutreten und auf Diskriminierungen aufmerksam zu machen. MUBI zelebriert den Pride Month auf seine Weise mit einer Filmauswahl, die sich auf vielfältige Weise mit queeren Themen beschäftigt. Zu sehen ist zum Beispiel ab 12. Juni der Film „Die Erbinnen“ von Marcello Martinessi, ein Drama um die lesbische Beziehung zweier Frauen aus einem gutbürgerlichen Viertel in Paraguays Hauptstadt Asuncíon, die sich grundlegend verändert, als eine der beiden zu einer Haftstrafe von ein paar Monaten verurteilt wird und die andere zum ersten Mal seit Jahren wieder auf sich allein gestellt ist. Der Film lief 2018 im Wettbewerb der Berlinale und wurde dort mit diversen Preisen geehrt.

"Die Erbinnen" (© Grandfilm)
"Die Erbinnen" (© Grandfilm)

      Das könnte Sie auch interessieren:

Fokus auf queere Filme

Außerdem präsentiert MUBI im Rahmen des „Pride Month“ ab 2. Juni Léa Mysius’ Film „The Five Devils“, dem der Streamingdienst im April bereits einen deutschen Kinostart beschert hatte. Im Zentrum steht ein kleines Mädchen mit einem außergewöhnlichen Geruchssinn, der ihm dabei hilft, das schmerzliche Beziehungsgeflecht in seiner Familie offenzulegen, wozu nicht zuletzt eine verbotene lesbische Liebe gehört.

Zu der Auswahl gehört auch das chilenische Drama „Eine fantastische Frau“ von Sebastián Lelio aus dem Jahr 2017 (ab 27. Juni): Nach dem Tod ihres älteren Geliebten bekommt eine junge chilenische Transgender-Frau schmerzhaft zu spüren, welche Missachtung und Geringschätzung Menschen wie ihr von vielen Seiten entgegengebracht wird. Das äußert sich unter anderem darin, dass ihr die Familie des Toten die Teilnahme an der Beerdigung untersagen will – und so beginnt mit dem Verlust ein zäher Kampf um das Recht auf Trauer. Der Film heimste bei Erscheinen einen „Oscar“ als bester fremdsprachiger Film und den Drehbuchpreis der Berlinale ein.


Cannes-Entdeckungen

Aber auch jenseits des „Pride Month“ warten im Juni zahlreiche bemerkenswerte Filme auf die MUBI-Abonnenten. So sind im Nachklapp zum Filmfestival in Cannes etwa einige Werke zu entdecken, die in früheren Jahrgängen Premiere hatten. Aus dem Jahr 2022 ist zum Beispiel David Cronenbergs ungewöhnliches, dystopisches Body-Horror-Drama „Crimes of the Future“ (ab 15. Juni) mit im Programm, sowie Mia Hansen-Løves Drama „An einem schönen Morgen“ (ab 16. Juni) um eine junge, verwitwete Mutter, die mit der Fürsorge für ihre Kinder und ihren kranken Vater kämpft und dann von einer neuen Liebe überrumpelt wird, als sie einem alten Freund wiederbegegnet und eine Affäre mit ihm beginnt. Beide Filme feierten im Cannes-Wettbewerb Premiere.

An einem schönen Morgen (© Les Films Pelleas/Weltkino)
"An einem schönen Morgen" (© Les Films Pelleas/Weltkino)

In der Sektion „Quinzaine des Réalisateurs“ lief dagegen schon 2011 Alice Rohrwachers „Corpo Celeste“ (ab 19. Juni) , der Film, der der italienischen Filmemacherin zum internationalen Durchbruch verhalf: Ein 13-jähriges, in der Schweiz aufgewachsenes Mädchen zieht mit seiner Schwester und der Mutter in deren alte Heimat nach Süditalien und reibt sich dort bald an den tief verwurzelten katholischen Glaubensvorstellungen, die dort das Zusammenleben prägen, während es auch mit den körperlichen und emotionalen Veränderungen der Pubertät zurechtkommen muss.


Kultiges und Klassisches

Natürlich kommt auch die etwas ältere Filmgeschichte bei MUBI auch im Juni wieder zur Geltung. Zu den Klassikern im Programm gehört ab 22. Juni ein Kultfilm des Horrorkinos, „Tanz der toten Seelen“ („Carnival of Souls“) von Herk Harvey aus dem Jahr 1962 – damals als billig produziertes Gruselstück für Double Features entstanden, heute aber anerkannt als Vorläufer dessen, was man als „Elevated Horror“ oder „Art Horror“ bezeichnet. Denn dem Regisseur ging es damals nicht um schlichte Schreckmomente, sondern um psychologischen Horror, der sehr raffiniert mit Bild- und Tongestaltung arbeitet, um eine unheimlich-surreale Atmosphäre zu erzeugen.

Außerdem zeigt MUBI einen Markstein des feministischen Kinos: Helga Reidemeisters 1979 entstandenen Dokumentarfilm „Von wegen ‚Schicksal‘“ (ab 1. Juni): Er begleitet den Emanzipationsprozess einer 48-Jährigen, die sich nach 20 Jahren von ihrem Mann, der sie schlug und drangsalierte, scheiden lässt. Ihr Film hält fest, wie sie die nach der Scheidung auseinanderdriftende Familie zu einigen versucht. So gibt er Einblicke in familiäre Strukturen, wie sie zur damaligen Zeit noch nicht auf Film festgehalten wurden. Lohn dafür waren u.a. ein Deutscher Filmpreis für die beste Nachwuchsregie und ein Grimme-Preis.


Das MUBI-Programm im Überblick

1. Juni

Von wegen„Schicksal“


2. Juni

The Five Devils


3. Juni

Bis dann, mein Sohn

Kunstvolles Drama um eine chinesische Familie: "Bis dann, mein Sohn" (© Piffl Medien)
Kunstvolles Drama um eine chinesische Familie: "Bis dann, mein Sohn" (© Piffl Medien)

4. Juni

Enemy


5. Juni

Der Geschmack von Rost und Knochen


6. Juni

Pfahl in meinem Fleisch

Ein 1969 entstandener, seinerzeit Pionierarbeit leistender Film über Transvestiten und Homosexuelle in Japan: "Pfahl in meinem Fleisch" (Rapid Eye Movies)
Ein seinerzeit Pionierarbeit leistender Film über Transvestiten und Homosexuelle in Japan: "Pfahl in meinem Fleisch", 1969 (© Rapid Eye Movies)

7. Juni

Playback (Kurzfilm von Augustina Comedi)


8. Juni

Bella e perduta – Eine Reise durch Italien


9. Juni

Climax


10. Juni

Requiem


11. Juni

Akira

Anime-Klassiker aus den 1980ern: "Akira" (© Sputnik)
Anime-Klassiker aus den 1980ern: "Akira" (© Sputnik)

12. Juni

Die Erbinnen


13. Juni

Folge meiner Stimme


14. Juni

A Day in a Life (Kurzfilm von Jonathan Velasquez & Larry Clark)


15. Juni

Crimes of the Future

"Crime sof the Future" (© Nikos Nikolopoulos)
"Crimes of the Future" (© Nikos Nikolopoulos)

16. Juni

An einem schönen Morgen


17. Juni

The Road


18. Juni

Hedi Schneider steckt fest


19. Juni

Corpo Celeste


20. Juni

Ray &Liz

Ein außergewöhnliches Familienporträt von Fotograf Richard Billingham: "Ray & Liz" (© Rapid Eye Movies)
Ein außergewöhnliches Familienporträt von Fotograf Richard Billingham: "Ray & Liz" (© Rapid Eye Movies)

21. Juni

Aribada (Kurzfilm von Natalia Escobar & Simon(e) Jaikiriuma Paetau)


22. Juni

Tanz der toten Seelen


23. Juni

TBC


24. Juni

This Boy’s Life


25. Juni

Mid90s

Liebevolles Coming-of-Age-Drama von Jonah Hill: "Mid90s" (© MFA)
Liebevolles Coming-of-Age-Drama von Jonah Hill: "Mid90s" (© MFA)


26. Juni

Horse Money


27. Juni

Eine fantastische Frau


28. Juni

Mekong Hotel


29. Juni

Europe, She Loves


30. Juni

Mehr denn je

Kommentar verfassen

Kommentieren