© shellac (Alexander Scheer, Meltem Kaptan in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“)

Ein Abend mit Andreas Dresen (arte)

„Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ und ein Doku-Porträt des Regisseurs - am 11.9., 20.15-23.05 Uhr, auf arte

Veröffentlicht am
27. August 2024
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Der 1963 in Gera geborene Andreas Dresen gehört zu den Regisseuren, deren Filme am kontinuierlichsten große Beachtung im deutschen Kinogeschäft finden – und das, obwohl Dresen durchaus sehr unterschiedliche Stoffe anpackt. So hat er sich mit sozialrealistischen Arbeiten hervorgetan, die sowohl dramatisch („Halbe Treppe“) als auch komödiantisch („Sommer vorm Balkon“) ausfallen können, tabuisierte Themen wie das Sterben („Halt auf freier Strecke“) und eine neue Liebe im sehr fortgeschrittenen Alter („Wolke 9“) aufgegriffen und auch seine ostdeutsche Herkunft immer wieder miteingebracht. Das Porträt „Andreas Dresen - Ein Leben für den Film“ (22.10-23.05) von Jana von Rautenberg rollt Dresens Werdegang auf und begleitet den Regisseur 2023 vom Schnittraum, über Besuche bei Freunden und Mitarbeitern bis zur Eröffnung einer ihn ehrenden Ausstellung im Filmmuseum Potsdam. Zudem kommen zahlreiche Weggefährtinnen und -gefährten zu Wort.

Zuvor zeigt arte Dresens Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (20.15-22.10), für den seine bevorzugte Drehbuchautorin Laila Stieler das Skript verfasste. Im Zentrum steht die Bremer Hausfrau Rabiye Kurnaz (Meltem Kaptan), die aus allen Wolken fällt, als ihr Sohn Murat kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan verhaftet und als Terrorist verdächtigt wird. Nachdem er ohne Anklage im Gefangenenlager Guantanamo interniert wurde, kann die überforderte Mutter den auf Menschenrechte spezialisierten Anwalt Bernhard Docke (Alexander Scheer) für sich gewinnen. Ein langer Kampf beginnt, der Rabiye Kurnaz auch in die USA führen und über fünf Jahre zwischen Hoffnung und Enttäuschung schwanken lassen wird. Das beherzte Drama zeichnet mit viel Esprit und Verve das Ringen der couragierten Frau mit dem lockeren Mundwerk nach, wobei der Film in ihrem trockenen Rechtbeistand einen humorvollen Kontrapunkt findet und überdies das Versagen der deutschen Behörden anprangert. – Sehenswert ab 14.

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