Nach der Premiere beim Filmfestival in Venedig startet „Disclaimer“, das erste Serienprojekt von Alfonso Cuarón, bei Apple TV+. Bei arte tritt in „Rematch“ der legendäre Schachweltmeister Garri Kasparow gegen Computer „Deep Blue“ an, bei Netflix darf Tom Schilling „Achtsam morden“. Und in der ZDF-Mediathek hält passend zu Halloween mit „Love Sucks“ und „We’re on it, Comrades“ das Übersinnliche Einzug.
Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón kann wahrlich auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken: Mit Kinofilmen wie „Gravity“ und Roma“ hat er von „Oscars“ über „Golden Globes“ bis zum „Goldenen Löwen“ des Filmfestivals von Venedig so ziemlich alles an Filmpreisen bekommen, was man sich wünschen kann. Trotzdem war er unsicher, als er die Möglichkeit bekam, zum ersten Mal eine Serie zu inszenieren: Als Apple Studios mit dem Vorschlag an ihn herantrat, die auf einem Roman von Renée Knight beruhende Serienverfilmung „Disclaimer“ zu übernehmen, empfand er das zunächst als „außerhalb seiner Komfortzone“, wie er bei einem Podiumsgespräch im Rahmen des Toronto Film Festivals berichtete. Er habe keine Ahnung, wie man Fernsehen macht, und sich dem Projekt deswegen genähert, als sei es ein Film in sieben Kapiteln.
Gleichwohl beweist die fertige Serie, dass Cuarón die dramaturgischen Herausforderungen gut gemeistert auch im Miniserien-Format ein Händchen dafür hat, die Zuschauer in eine Geschichte hineinzuziehen und bis zum Ende bei der Stange zu halten. Wozu auch die suggestive Bildsprache seiner Kameramänner Emmanuel Lubezki und Bruno Delbonnel beiträgt sowie ein exzellentes Darstellerensemble rund um Cate Blanchett als Hauptfigur. Sie spielt eine erfolgreiche Journalistin, deren berufliches Renommée und Privatleben zu kollabieren drohen, als sie selbst Opfer einer seltsamen Enthüllungskampagne wird: Ein alter Mann (Kevin Kline) veröffentlicht einen Roman, der angeblich schuldhafte Verfehlungen der Journalistin, die 20 Jahre zurückliegen, publik macht. Zu sehen ist die Serie ab 11. Oktober bei Apple TV+.
Neben „Disclaimer“ startet bei Apple TV+ noch eine zweite prominent besetzte Miniserie, in der ein Protagonist mit Schatten der Vergangenheit zu tun bekommt: In dem Psychothriller-Stoff „Before“, zu sehen ab 25. Oktober, spielt Billy Crystal einen Kinderpsychiater, der nach dem tragischen Tod seiner Frau mit einem Jungen als neuen Patienten zu tun bekommt, der auf seltsame Weise mit seiner Vergangenheit in Verbindung zu stehen scheint.
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Und schließlich wartet Apple TV+ für Serienfans im Oktober auch mit seinem ersten deutschen Original auf: „Where’s Wanda“ (ab 2. Oktober), eine achtteilige schwarze Komödie, kreist um ein Elternpaar (Heike Makatsch, Axel Stein), das verzweifelt nach seiner verschwundenen Tochter (Lea Drinda) sucht. Die Polizei erweist sich in dem Vermisstenfall als wenig hilfreich, weswegen das Paar auf Eigeninitiative setzt und kurzerhand mit Hilfe seines technikbegeisterten Sohnes die ganze Nachbarschaft verwanzt und zu einer Art Mini-Überwachungsstaat macht, was jede Menge unerwarteter Offenbarungen mit sich bringt.
Außerdem wartet auch Netflix im Oktober mit einer neuen deutschen Serie auf: Pünktlich zu Halloween startet „Achtsam morden“, eine Adaption von Karsten Dusses höchst erfolgreicher, makabrer Krimireihe gleichen Namens. Die Hauptfigur eines gestressten Anwalts, der durch ein Achtsamkeitscoaching mehr inneres Gleichgewicht finden soll, dann aber auf den Trichter kommt, dass man dazu mitunter Probleme (oder besser gesagt: problematische Zeitgenossen) am besten auf mörderische Weise aus dem Weg räumt, wird von Tom Schilling verkörpert.
Schon ab 30. September ist zudem in der ARD-Mediathek „Herrhausen – Der Herr des Geldes“ verfügbar, der sich mit dem 1989 von RAF-Terroristen ermordeten Manager und „Deutsche Bank“-Vorstandssprecher Alfred Herrhausen (1930-1989) befasst. Der von Pia Strietmann inszenierte Mehrteiler, in dem Oliver Masucci Herrhausen verkörpert, setzt 1987 ein, kreist um Herrhausens Aufstieg in der Deutschen Bank, seine ambitionierten Pläne für deren Geschäftspolitik, mit denen er sich diverse Feinde machte, und parallel dazu um die Planung des Attentats, das ihn schließlich das Leben kostete.
Mensch gegen Maschine
Um reale Ereignisse vom Ende der 1990er-Jahre kreist dann ab 2. Oktober die Serie „Rematch“ von Yan England, zu sehen in der arte-Mediathek: 1997 fordert IT-Konzern IBM den legendären Schachweltmeister Garri Kasparow (gespielt von Christian Cooke) heraus, noch einmal gegen seinen Schachcomputer „Deep Blue“ anzutreten. Ein erstes Match gegen die Maschine 1996 konnte der menschliche Champion noch für sich entscheiden. Doch die Entwickler von „Deep Blue“ waren seitdem nicht faul und haben die KI für die Revanche verbessert. Die Serie ist, so ließ der Regisseur verlauten, an die tatsächlichen Ereignisse angelehnt, gönnt sich aber künstlerische Freiheiten, unter anderem durchs Hinzuerfinden fiktionaler Charaktere. Man darf gespannt sein, ob es ihm damit gelingt, Schach so spannend zum Serienstoff zu machen, wie das Netflix’ „Damengambit“ gelungen ist.
In der ZDF-Mediathek hält derweil im Oktober das Übersinnliche Einzug. Die komödiantische tschechisch-deutsche Mystery-Serie „We’re on it, Comrades“ (ab 4. Oktober) liefert eine parodistische Ostblock-Antwort auf Serien wie „Akte X“ oder „Torchwood“ und kreist um ein dubioses Institut in der Tschechoslowakei der 1980er-Jahre, das paranormale Phänomene untersucht. Wobei es das Team mit Aliens, Geistern, Monstern und allerlei unerklärlichen Vorkommnissen zu tun bekommt. Und ab 11. Oktober startet mit „Love Sucks“ eine Vampir-Romanze in Serienform, in der sich eine junge Boxerin für einen sensiblen Schöngeist erwärmt, der ein blutiges Geheimnis hütet. Dumm nur, dass die Familie der Boxerin eine lange Tradition als Vampirjäger-Clan hat, was aus dem jungen Paar eine Art Romeo und Julia zwischen Untoten und Lebenden macht.
Amazon Prime baut derweil ab 10. Oktober sein „Citadel“-Franchise um eine fiktive Superagenten-Organisation weiter aus. Nach der eher mittelmäßigen Auftakt-Serie „Citadel“ gibt es mit „Citadel: Diana“ nun einen italienischen Ableger. Im Jahr 2030 angesiedelt, kreist das Ganze um eine italienische Citadel-Agentin, die undercover die Schurken-Organisation Manticore infiltriert hat, die Citadel vor Jahren nahezu zerstört hat.
Serienneustarts
im Oktober 2024
30. September
Herrhausen – Der Herr des Geldes (ARD-Mediathek, ab 1.10. im Ersten)
2. Oktober
Rematch (arte-Mediathek/ab 17.10. bei arte)
Where’s Wanda (Apple TV+)
3. Oktober
Heartstopper – Staffel 3 (Netflix)
4. Oktober
We’re on it, Comrades (ZDF-Mediathek/ab 22.10. bei zdf_neo)
9. Oktober
La Máquina (Disney+)
10. Oktober
Citadel: Diana (Amazon Prime)
Informant – Angst über der Stadt (arte, ab 11.10 in der arte- und ARD-Mediathek)
Outer Banks – Staffel 4 (Netflix)
11. Oktober
Disclaimer (Apple TV+)
Love Sucks (ZDF-Mediathek/ab 31.10. bei zdf_neo)
16. Oktober
Shrinking – Staffel 2 (Apple TV+)
17. Oktober
The Lincoln Lawyer – Staffel 3 (Netflix)
18. Oktober
Self-Portrait as a Coffee Pot (MUBI)
The Devil’s Hour – Staffel 2 (Amazon Prime)
The Office (Amazon Prime)
25. Oktober
Before (Apple TV+)
Die letzte Nacht in Tremor (Netflix)
31. Oktober
Achtsam morden (Netflix)
Diplomatische Beziehungen – Staffel 2 (Netflix)