© IFFSS 2024 ("Los Destellos")

SIGNIS-Preis in San Sebastián geht an „Los Destellos“

Das Familiendrama „Los Destellos“ von Pilar Palomero gewinnt in San Sebastián den Preis der SIGNIS-Jury

Veröffentlicht am
07. Oktober 2024
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Beim 72. Internationalen Film Festival in San Sebastián votierte die katholische SIGNIS-Jury für das leise Drama „Los Destellos“ von Pilar Palomero, in dem sich eine getrennt lebende Frau bewegen lässt, zu ihrer Tochter und ihrem Mann wieder Kontakt aufzunehmen, als er im Sterben liegt.


Auf Eis gelegte Beziehungen lassen sich nur schwer wieder auftauen. Besonders, wenn das letzte Treffen 15 Jahre her ist. Doch dann offenbart die Tochter, dass Isabels Ex-Mann Ramón auf dem Sterbebett liegt. Trotz innerer Widersprüche kommt die Mutter der Bitte ihrer Tochter nach, sie und den totkranken Vater auf ihrem ländlichen Anwesen zu besuchen. Der Entschluss fällt Isabel trotzdem nicht leicht. Denn sie betrachtet Ramon, den sie einst liebte, schon lange als einen Unbekannten. Doch weil er sich in der Krankheit von einer schwachen Seite zeigt, beginnt Isabels kalte Fassade zu bröckeln. Das führt dazu, dass sie den beiden einst wichtigsten Menschen in ihrem Leben wieder Sympathien entgegenbringt. Die Beziehung zu ihrer Tochter frisch wieder auf, und ihrem Ex-Mann steht sie in seinen letzten Tagen bei.

Marina Guerola in "Los Destellos" (IFFSS 2024)
Marina Guerola in "Los Destellos" (© IFFSS 2024)

Die spanische Regisseurin Pilar Palomero hat mit „Los Destellos“ einen Teil ihrer eigenen Kindheit wieder aufleben lassen. Als Drehort wählte sie die Gegend um die spanische Stadt Saragossa, wo sie aufgewachsen ist. Das Familiendrama gewann beim 72. Filmfestival in San Sebastián (20.-28.9.2024) gleich zwei Preise. Neben der Auszeichnung durch die katholische Signis-Jury wurde die Schauspielerin Patricia López Arnaiz für die Rolle der Isabel mit der Silbernen Muschel für die beste Darstellung geehrt.

Mit ihrem Film knüpfte Palomero auch an einen auffälligen Trend des diesjährigen Festivals in San Sebastián an, wo es immer wieder um Tod, das Sterben und den Umgang damit ging. Ähnlich wie beim Hauptpreisträger des Festivals, dem bildgewaltigen Dokumentarfilm „Tardes de soledad“ von Albert Serra, ist der Tod in „Los Destellos“ ein ständiger Begleiter. Den Unterschied macht die Brutalität und der blutige Kampf zwischen dem im Zentrum stehenden Torero und dem Stiers aus. „Los destellos“ tastet sich im Gegensatz dazu eher schleichend an den Tod heran, dessen Auswirkungen auf das Umfeld gleichwohl entscheidend sind. Denn durch die letzten Tage ihres Ex-Mannes findet Isabel neue Kraft, sich ihrem eigenen Leben zu stellen. Sie beginnt, sich ihrer einst verlassenen Familie wieder zu öffnen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Mit „Los Destellos“ erreicht die Filmemacherin Pilar Palomero ihre auktoriale Reife. Filme wie dieser sind eine Bereicherung sowohl für die Filmkunst als auch für die Menschen. Auf künstlerischer Ebene zeichnet sich der Film durch seine gelassene und anregende Poetik aus. Auf thematischer Ebene spiegelt das Werk ein immer wiederkehrendes Thema in den Wettbewerbsfilmen des diesjährigen Festivals wider; es geht um unheilbare Krankheit, einen würdigen Tod und die Begleitung anderer bis zum Lebensende. Der Film strahlt in jeder Einstellung tiefe Menschlichkeit aus. So erinnert er daran, dass ein erfülltes Dasein den Tod in die Lebensgleichung mit einbezieht sowie dass Zuneigung den Menschen rettet und zur Erfüllung führt, jenseits der Fülle körperlicher Fähigkeiten.

Mitglieder der SIGNIS-Jury beim 72. Filmfestival in San Sebastián waren Rubén de la Prida (Spanien), Thomas Kroll (Deutschland) und Adrián Baccaro (Argentinien).

Die SIGNIS-Jury in San Sebastián 2024 (IFFSS 2024)
Die SIGNIS-Jury in San Sebastián 2024 (© IFFSS 2024)

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