Die Jury der Katholischen Filmkritik hat das packende Drama „Vena“ von Chiara Fleischhacker zum neuen Kinotipp gekürt. In dem Film steht einer jungen drogensüchtigen Mutter eine Haftstrafe bevor, obwohl sie wieder schwanger ist. Anfangs ist sie dem Kind gegenüber gleichgültig, doch durch den Zuspruch einer Hebamme beginnt sie mehr Verantwortung für das ungeborene Leben zu empfinden.
Die junge Jenny (Emma Nova) ist zum zweiten Mal schwanger. Allerdings hat das erwartete Kind bei ihr nicht die höchste Priorität, denn die junge Frau ist abhängig von Crystal Meth. Das gilt auch für ihren Freund Bolle (Paul Wollin), mit dem sie zusammenlebt. Überdies plagt sie sich mit noch schlimmeren Problemen herum: In wenigen Wochen muss sie eine Haftstrafe antreten. Doch die junge Frau lässt sich nicht helfen; sie geht weder zum Arzt, noch hört sie zu rauchen auf. Auch die ihr zugewiesene Hebamme Marla (Friederike Becht) weist sie erst rüde zurück. Sie hat Angst, bevormundet und beurteilt zu werden. Doch Marla gewinnt ihr Vertrauen, und so entschließt sich Jenny, ihre Schwangerschaft endlich ernst zu nehmen und sich um einen Mutter-Kind-Platz im Gefängnis zu bemühen.
Mit ihrem Debütfilm „Vena“ greift die Regisseurin Chiara Fleischhacker ein wichtiges Thema auf, das ein Tabu berührt: Mütter im Gefängnis, mit deutlicher Kritik an den Behörden, die sich humanen Lösungen verweigern. Von Anfang an bildet Fleischhacker fast dokumentarisch den Alltag der Hauptfigur ab. Um den Realismus des Films zu betonen, zeigt die Regisseurin sogar eine echte Geburt.
Die Kamera rückt bei allem ganz nahe an Jenny heran und blickt ihr quasi über die Schulter. Sie porträtiert ihre Lebensgier, ihre Verletzlichkeit und ihre Hoffnung. Allmählich kristallisieren sich so die Widersprüche in Jennys Gefühlsleben heraus, bis sie eine auch äußerliche Veränderung durchmacht. Das Wunder des neuen Lebens steht dabei im krassen Gegensatz zur Drohung der Behörden, der Mutter das Kind wegzunehmen.
Herausfordernd und emotional packend
Die Jury der Katholischen Filmkritik kürte „Vena“, der am 27. November 2024 in den deutschen Kinos startet, zu ihrem Kinotipp. Der Film sei ebenso herausfordernd wie emotional packend und besitze eine Hauptfigur, die es sich und den Zuschauern nicht leicht mache. „Vena“ zeichnet aber insbesondere die Authentizität des Milieus aus, durch die sich die junge Frau mehr und mehr als jemand wahrnehmen lasse, der sicherlich viele Fehler gemacht hat und auch immer noch auf teilweise schwer verständliche Art und Weise agiert. In der Filmerzählung wird Jenny zu keiner Zeit für ihr Verhalten und ihre Lebensführung entschuldigt; zugleich aber wird sie auch nicht als straffällige Mutter dämonisiert, die ihre Kinder vernachlässigt. Stattdessen zeigt der Film gänzlich ungeschönt die ganze Widersprüchlichkeit ihres Charakters und ihrer Lebensführung.
Als herausragend wertete die Jury die hohe Anteilnahme, die der Film für das Schicksal seiner Hauptfigur weckt. „Vena“ führt hinein in Trauer und Angst, Freude und Hoffnung und vermittelt eine Ahnung davon, wer „mein Nächster“ ist. Auch zeige der Film, dass es bei Nächstenliebe nicht um schlichte Barmherzigkeit, sondern um Respekt auf Augenhöhe geht, befand die Jury. Diese Augenhöhe bezeugt sowohl eine Frauenärztin (wenn auch mit harten Worten) als auch die Hebamme mit ihrem empathischen Verhalten.
Ein exakt beobachtetes Sozialporträt
Lob spendete die Jury dem Film auch als exakt beobachtetes Sozialporträt, das sich allenfalls in der Darstellung des kalten Justizsystems eine Wertung erlaubt und auch nie Hoffnungslosigkeit behauptet. Durch die Entwicklung, die Jenny im Laufe der Ereignisse zeigt, bleibt „Vena“ hoffnungsvoll, unbeachtet der unmenschlichen Haftbedingungen, die Mutter und Kind voneinander trennen.
Einen Hoffnungsraum eröffnen auch die Menschen in ihrem Umfeld, die Hilfe nicht nur formal anbieten, sondern tatkräftig leisten und sich auch von Zurückweisung nicht abschrecken lassen. Der Film ist ein starkes Plädoyer dafür, niemanden verloren zu geben.
Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.