Szenenbild aus "Mein Platz ist hier" (© Arsenal Filmverleih)

Neuer Kinotipp: „Mein Platz ist hier“

Ein Drama um die allmähliche Emanzipation einer jungen Frau im Italien der 1940er-Jahre ist neuer Kinotipp der katholischen Filmkritik.

Aktualisiert am
20.05.2025 - 10:46:48
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Das im Kalabrien der 1940er-Jahre angesiedelte Historiendrama des Ehepaars Cristiano Bortone und Daniela Porto erzählt von einer Frau, für die sich als junge ledige Mutter in ihrer ländlich-konservativen Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg nur deprimierende Zukunftsaussichten eröffnen – bis sie mit Hilfe eines anderen Außenseiters neue Möglichkeiten zu erkunden beginnt. Die Jury der katholischen Filmkritik kürte den Film nun zum Kinotipp.


Vor der siebzehnjährigen Süditalienerin Marta, die in den 1940er-Jahren in einem Dorf in Kalabrien lebt, scheint ein geradliniger Lebensweg zu liegen: Sie wird ihren Verlobten Michele, von dem sie schwanger ist, heiraten und Ehefrau und Mutter werden. Doch dann zerschellen ihre Zukunftspläne am Zweiten Weltkrieg, der auch ihre kleine, ländlich-konservative Heimat nicht unberührt lässt: Michele kehrt nicht von der Front zurück. Als der Krieg vorbei ist, sehen die Zukunftsaussichten für die junge ledige Mutter nicht rosig aus; ihre Familie drängt sie, einen wesentlich älteren Bauern zu heiraten. Doch nach der Katastrophe des Krieges liegt auch gesellschaftliche Veränderung in der Luft. Mit Hilfe des schwulen Lorenzo, eines Außenseiters in ihrem Ort, mit dem sie sich anfreundet, beginnt Marta, ihre Fühler auszustrecken und beharrlich nach Möglichkeiten der Selbstverwirklichung zu suchen.

Mein Platz ist hier“, ein Drama des Ehepaars Cristiano Bortone und Daniela Porto, erzählt von der allmählichen Öffnung starrer Welt- und Rollenbilder. Die Jury der katholischen Filmkritik kürte den Film, der seit 15. Mai in den deutschen Kinos läuft, dafür nun zum Kinotipp.

Dabei überzeugte die Jury nicht zuletzt die Zeichnung der beiden Hauptfiguren und der Dynamik, die ihre Freundschaft entwickelt: „Passiv akzeptiert Marta ihren Platz in der Welt und die Entscheidungen, die andere über ihr Leben treffen – bis sie Lorenzo trifft, den Assistenten des Pfarrers. Offen schwul und in der konservativen Dorfgemeinschaft ein Außenseiter, gerät er mit Marta zunächst aneinander. Aus Feindseligkeit wird Neugierde und aus Neugierde Freundschaft. Beide erkennen sich als Verbündete in einer Welt, die sie zu unterwerfen versucht – und finden gemeinsam die Kraft zum Widerstand.“

Auch wenn die weitgehend konventionelle Inszenierung nicht frei von Schwächen sei, überzeugte sie die Jury insgesamt doch als bemerkenswerte Einlassung auf die geschilderte Lebenswelt: „Die Figurenzeichnung ist genau, die Ausstattung grandios, viele kleine Gesten und Rituale lassen tiefe Einblicke in den Katholizismus und die Politik des Nachkriegs-Italien zu.“

Als bemerkenswert lobt die Jury nicht zuletzt auch, dass das Historiendrama, das nach Ende des Zweiten Weltkriegs und im ersten Jahr des Frauenwahlrechts in Italien (1946) angesiedelt ist, in seinen Themen durchaus aktuell ist: Wie sich der Film „Gleichberechtigung und Toleranz, Selbstermächtigung und Emanzipation sowie den immerwährenden Kampf um Chancengleichheit für alle Menschen“ auf die Fahnen schreibt, lasse ihn zeitgemäß erscheinen. Gerade die Hoffnungs-Perspektiven, die diese Geschichte „vom stillen, aber konsequenten Widerstand einer Frau“ aufzeigt, erweise sich als in die Gegenwart hineinstrahlende politische und ethische Botschaft.

Mein Platz ist hier“ läuft seit 15.5. in den deutschen Kinos.

Ludovica Martino als Marta in "Mein Platz ist hier"
Ludovica Martino als Marta in "Mein Platz ist hier"

Hinweis

Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.



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